Ich bastel mir ein S120 Motor in Stino-Optik mit Enduro-Fahrgestell

  • Ich habe heute wieder ein kaputten 110er Stage3 zum Ausbuchsen bekommen ( hat keine 500 km gehalten). Da habe ich mir den Einlass noch einmal angeschaut. Eure Bedenken sind sicher berechtigt und ich bin sehr dankbar für eure zahlreichen Hinweise.

    Wenn ich die Zylinder ausdrehe bin ich immer wieder überrascht wie klein Kanäle werden die vorher große Fenster waren. Genauso verhält sich das bei den Einlass. Der rutscht nach oben und wird wesentlich kleiner. Der Einlass kann in der Buchse unten größere Radien bekommen und die untere Einlasskante bekommt eine Fase daß, das Kolbenhemd nicht die Kante "traktieren" kann.

    Die eingegossenen Buchsen sind ja alle "eingezogen" und damit im Kühlkörper immer dünnwandiger. Ich denke dadurch sind sie wesentlich anfälliger für diese Abbrüche. Ein versetzen der Zuganker macht in meinen Augen nur Sinn wenn man den ganzen Zylinder aufschweißt. Die Stehbolzen einfach nur nach außen zu setzen, sehe ich als noch instabiler an. Aber ich möchte ja nicht am Zylinder schweißen.

    Ein richtiger 4-Kanäler soll es nicht werden. Ich meinte nur die Überströmer werden breiter und erhalten einen Steg.

    Das der originale Zylinder mit den kleinen Auslass halbwegs läuft ist schon verwunderlich. Der Kolben überläuft die Auslassunterkannte um mehr als 2mm.

  • Wenn ich mich recht erinnere hat der unbearbeitete Einlass des ZT110N Stage 3 ein Sehnenmaß von 37mm, wenn man den Steg rausmacht. Und ja, es gibt tatsächlich Argumente für einen Einlass ohne Steg. An dieser Stelle verliert man tatsächlich massiv Leistung, wenn auch der Grund dafür nicht im (Zeit-) Querschnitt liegt. Denn diesen holt man tatsächlich auch anderswo.

    Bei einer 53mm Bohrung ist ein Fenster von 37mm keineswegs zu breit für einen Einlass ohne Steg, vorausgesetzt man verwendet einen Kolben (und Pleuel), der das kann. Und genau hier liegt das Problem, denn der viel zu kurze und kopflastige Kolben des ZT110N in Verbindung mit dem viel zu kurzen Standartpleuel führt natürlich zum Kippeln und übertriebenen Kräften in diesem Bereich. An dieser Stelle verstehe ich den Weg, den ZT mit der Gen.2 gegangen ist, nicht wirklich. Letzten Endes kaschiert der Steg dieses Problem nur, denn dieser Bereich wird trotz Steg immernoch zu sehr belastet. Nicht ohne Grund gibt bei den ZT110N die Beschichtung oft an dieser Stelle als erstes auf. Sinnvoller wäre es gewesen, anstelle des Steges einen besseren, d.h. vor allem längeren Kolben und eine KW mit besseren Pleuelstangenverhältnis zu nehmen. Dann hätte man sowohl eine bessere Abstützung, als auch eine signifikante Reduktion der Kräfte erreicht.

    Leider gibt es keine 53mm Kolben (zumindest sind mir keine bekannt), die man hier als Alternative nehmen könnte. Die Beste Lösung, um den Zylinder als Basis zu verwenden, ist aus meiner Sicht, ihn auf 54mm zu Bohren und neu zu beschichten (oder eben Buchse einziehen und damit Leben, dass man beim Stage3 keine Innenradien mehr hat, geschmackssache). Im 54er Maß gibt es Kolben ohne ende.

    Da du nicht vor hast, den ZT-Kolben zu nehmen, würde ich von den Erfahrungswerten, die hier einige bzgl Einlass schreiben eher absehen (sorry nicht böse gemeint). Und noch ein kleiner Tipp bzgl. deines Projektes. Wenn du eine 60mm Buchse eingezogen hast und den CR125 Kolben verwendest, dann versuch den Kolben einfach so lang zu lassen, wie es deine Pleuellänge und Zylinderhöhe hergibt. Mach den Einlass so schmal wie das Fenster des Kanals es hergibt (ich meine es waren reichlich 35mm), und lass dafür den Steg weg. Heist: Das Einlassfenster soweit runter ziehen wie möglich, den Kolben dann so kürzen, dass du auf die gewünschte Steuerzeit kommst. Und außerdem: Je länger das Pleuel, desto besser, aus verschiedener Hinsicht.

    Letzten Endes kann man sich das ja vorher alles ausrechnen.

    Eine Frage vlt. noch zum nachdenken. Du schreibst auf Seite 9, dass die Maximalleistung bei 8500-9000 liegen soll. Was erhoffst du dir davon? Wie kommt diese Zahl zustande? Ich persönlich glaube eher nicht, dass es dir mit dem Projekt gelingen wird, bei 9000upm mehr Leistung zu erhalten, als es bei dazu passender Auslegung bei 7500 möglich wäre. Also ja, schön wäre es. Ich glaube aber kaum, dass deine Basis es zulässt, in diesem Bereich noch so viel Füllung zu generieren, dass wirklich nutzbare Mehrleistung bei rumkommt.

  • Versaue es bitte nicht.

    Mein Kumpel hat schon sehr viele Zylinder gefräst. Und wir haben schon sehr besondere Sachen gebaut. Und nicht nur Zylinder sondern auch Komplettsysteme von Luftfilter bis zum Auspuff. Deshalb habe ich da vollstes Vertrauen zu ihm. Natürlich geht auch mal was kaputt, aber dann wird die Ursache analysiert und der Fehler behoben. Ist doch für uns, und nicht für jemanden der das bezahlt hat. Aber wir denken das wird halten.

  • Die 37mm Sehne für den Einlass 110er Gen2 Stage3 ist richtig. Der Kolben hat ungefähr 50mm Sehne auf der Einlassseite. Das Pleuel hat eine Länge von 87mm weil ich ja keine Platte unter den Zylinder haben will. Der Kolben kommt damit in OT auf die originale Zylinderoberkante bei 50mm Hub. Den Kolben musste ich auf 53mm Hemdlänge kürzen das er in UT noch mit etwas Luft über den Kurbelwangen steht.

    Die Drehzahl ist ein Wunsch von mir und wir versuchen die Füllung bis dahin aufrecht zu erhalten. Mein Freund macht sich erstmal seine Gedanken, misst und rechnet, und wird dann fräsen was geht und sinnvoll ist. Wenn dann funktionierende 7500 Touren bei maximaler Leistung heraus kommen ist das halt so. Er grübelt jetzt schon einige Tage wie das Ziel erreicht werden kann. :) :idea:

    Einmal editiert, zuletzt von 990sm-r (23. Mai 2023 um 22:24)

  • Ihr macht das schon. Ein bisschen zweifel ich an der Kompetenz deines Freundes, denn er scheint mit Simson wenig Erfahrung zu haben, denn sonst hätte er die Sinnlosigkeit eines 4-Kanals bei großer Bohrung und originalen Stehbolzen, sowie die große Bedeutung eines Stegs im Einlass erkannt. Aber mehrere Wege führen zum Ziel und vielleicht bin ja ich derjenige, der eines besseren belehrt wird. Viel Erfolg und bitte weiter berichten. Das Thema ist super spannend.

    Wer IFA fährt, fährt nie verkehrt.

  • Was heist eingezogen? Die Buchsen werden nur bei MZ dünner. Dort wurden diese nach dem Alfin Verfahren eingegossen. Dazu werden dort schrägen/ Konuse in die Oberfläche der Buchse gedreht (oder gleich so gegossen). Ich habe sogar noch eine Rohbuchse aus der Entwicklung der TS oder ES 150 Zylinder bei mir auf dem Schreibtisch stehen. Kann ich bei Gelegenheit mal abfotografieren.

    Bei den Mopedzylindern ist das in 90% der Fälle nicht so. Ich hab schonmal paar Schrottzylinder im Ofen geschmolzen. Da kann man nachher die Buchsen schön rauslesen.

    Dabei sind mir verschiedene "Güten" untergekommen. Normalerweise sind die Buchsen außen sogar dicker und die Oberflächen sind rau gegossen. Vor längerer Zeit gab es auch mal billige Zylinder die eine sehr glatte Buchse hatten. Die hatten öfter mal Probleme mit nachträglichem setzen der Buchsen. Mittlerweile werden auch manche Mopedzylinder nach dem Alfinverfahren vergossen. Dort setzt sich dann nix mehr.

    Man darf nicht außer acht lassen, dass die Buchsen unten am Bund ja aufs Gehäusemaß abgedreht wurden. Das bringt einen zusätzlichen Schwachpunkt und eine Kerbbelastung an der Stelle. Wenn dann noch der Einlass relativ groß ist (Auslassgröße und Kompressionshöhe des Kolbens spielen natürlich auch eine Rolle) ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dort zum Bruch kommt natürlich gegeben.

    Zum Thema Auslass:

    Das unterlaufen vom Auslassfenster ist oft gewollt. Ich mache das auch absichtlich bei meinen Zylindern- oftmals sogar 4mm. Ein kleiner Auslasskanal hat den Vorteil, dass der Druckimpuls beim AÖ stärker wird. Dadurch funktioniert natürlich auch der Auspuff besser. Zudem hat man nahe UT keinen Verlust an Zeitquerschnitten zu befürchten. Ihr könnt das gerne wie beim MZ Tuning riesengroß feilen (nur leider fährt das ding dann hohl).

    Zum Thema Einlass:

    Ich war letztes Jahr mal verzweifelt auf der Suche nach Leistung an einem RevUp 102er Zylinder. Dort habe ich einiges dran probiert. Den Einlasssteg zu entfernen hat an diesem Zylinder fast keinen Unterschied gemacht. Schlussendlich hab ich das Ding nach tagelangen Versuchen dann in meiner Aservatenkammer beerdigt.

    Du kannst ja erstmal mit dem Einlasssteg rumexperimentieren bevor du ihn weg machst. Deine Hauptdrossel wird eh der Auslass bleiben.

    Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten! :)

  • Die Kompressionshöhe ist wie beim Zt-Kolben 28mm. Die Buchse wollte ich unten erst auf 58mm absetzen was wir aber wegen der Haltbarkeit schon verworfen hatten. Also in diesen Punkt sind wir uns schon einmal einig. Jetzt wird halt das ZT-Gehäuse auf 60,3mm aufgespindelt. Der "Druckimpuls " ist bei AÖ gleich groß egal ob der Kolben die Auslassunterkante überläuft oder nicht.

    Ich denke jeder hat bei der Auslegung seine Philosophie, wobei das ganze System betrachtet werden muss. Wenn man den Auslassunterkannte höher als möglich macht benötigt man z.Bsp. ein ganz andere Auspuffgestaltung.
    Mein Motor wird ganz anders ausgelegt. Die Gedanken dahinter sind das man den Aufladungseffekt viel besser nutzen kann.

    Der Auspuff wird so gebaut das er eine lange Sogwirkung produziert wodurch durch den großen Auslass (bis in UT gefräst) sogar das Frischgas mit aus den Überströmern mitgerissen wird. Dadurch wird das ganze Frischgas aus das KG gezogen und es landet relativ viel Frischgas im Auspuff. Jetzt kommt der Gegenkonus ins Spiel, der so gebaut ist, das eine relativ harte Resonanzwelle entsteht. Die drückt dann die größere Menge Frischgas wieder in den Zylinder. Das Ganze funktioniert sehr gut. :)

    Noch ein Fakt zum Rev-Up.

    Die Zusätzlichen Kolbenfenster bringen überhaupt nichts. Wir haben die Fenster im Zylinder mit Metallkleber verschlossen und einmal mit offenen und einmal mit geschlossenen Fenstern gemessen. Die Ergebnisse waren genau gleich.

  • Der Auspuff wird so gebaut das er eine lange Sogwirkung produziert wodurch durch den großen Auslass (bis in UT gefräst) sogar das Frischgas mit aus den Überströmern mitgerissen wird. Dadurch wird das ganze Frischgas aus das KG gezogen und es landet relativ viel Frischgas im Auspuff. Jetzt kommt der Gegenkonus ins Spiel, der so gebaut ist, das eine relativ harte Resonanzwelle entsteht. Die drückt dann die größere Menge Frischgas wieder in den Zylinder. Das Ganze funktioniert sehr gut. :)

    Über einen kurzen Drehzahlbereich. Die Füllung ist hoch, die Verbrennung super und das Drehmoment hoch, daraus ergibt sich eine hohe Leistung und auch Abwärme.

    Also genau das, was ich bei einem solchen Zylinder vermeiden würde. Die Temperatur steigt schnell, so schnell kann sie nirgends hin geleitet werden. Der Temperaturgradient ist kurzzeitig enorm hoch und dann, nach einer Abkühlphase, auf ewig null.

    Ich bin gespannt, ob es funktioniert und ob es lange funktioniert. An mindestens letzteres glaube ich nicht, lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

  • Das funktioniert über einen sehr weiten Drehzahlbereich. Der Verbrauch wird dabei wahrscheinlich etwas höher sein wenn das ganze System nicht in "Resonanz" ist. Das Wärmeproblem wird eher verringert weil viel mehr Frischgasdurchsatz realisiert wird.

  • Der "Druckimpuls " ist bei AÖ gleich groß egal ob der Kolben die Auslassunterkante überläuft oder nicht.

    Noch ein Fakt zum Rev-Up.

    Die Zusätzlichen Kolbenfenster bringen überhaupt nichts. Wir haben die Fenster im Zylinder mit Metallkleber verschlossen und einmal mit offenen und einmal mit geschlossenen Fenstern gemessen. Die Ergebnisse waren genau gleich.

    Nein das stimmt nicht. Wenn man die UK des Auslasses anhebt, dann ist der Kanal dahinter zwangsläufig vom Volumen her kleiner. Dadurch kommt es zu einem stärkeren Anfangsimpuls und der Auspuff arbeitet effektiver. Hab ich bisher bei vielen Motoren gemacht, an denen ich an den Zylindern die Möglichkeit dieser Änderungen hatte (Moped, Eigenbauzylinder, MZ, Trabant). Diese Änderung bewirkt auch schon viel an Standardauspuffen (vor allem die Bandbreite). Ich hab dazu zu deiner Äußerung eher gegenteilige Erfahrungen gemacht. Beim "klassischen" MZ Tuning wird z.b. der Auslass einfach riesengroß gefräßt- und was hat man dann davon? Ein nutzbares Band von 3-6kmin-1. Durch das thermische Gefälle im Abgas verliert man zusätzlich an Wirkungsgrad. Das klingt vielleicht blöd formuliert, ist auf keinen Fall böse gemeint. Das sehe ich nur immer wieder bei Leuten, die mit MZ Sachen auch viel zu tun haben.

    Noch eine Sache zum Druckimpuls. Da viele Motoren ja einen Zylindrischen Krümmer haben ist diese Änderung auch günstig. Der Krümmer wirkt ja dämpfend und hat sonst keine positiven Auswirkungen auf die Aufladung. Da wirkt der stärkere Druckimpuls natürlich bisschen dagegen.

    Das mit den Kolbenfenstern beim Revup kann ich bestätigen. Ich hab die auch verschlossen und keine Änderung feststellen können. Ich glaube auch, dass die zerklüftete Überströmertasche dort nicht gerade Strömungsgünstig ist.

    Zu deiner Buchse: mache die aber auch nicht zu dick. Grauguss leitet die Wärme nur schlecht ab. Je nach Hub/ Kolbenlänge und Ausdistanzierung kann das Hemd vielleicht auch kürzer werden.

    Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten! :)

  • Denke mal darüber nach.Warum ist kein moderner Zweitakter mit den kleineren Auslass gebaut worden?

    Mal andersrum gesagt kenne ich keinen modernen (!) Zweitakter, bei dem das Auslassvolumen so derart groß wie bei MZ ist😅 man braucht sich nur mal ringsum umschauen: Kart, Straßenrenner usw.

    In den meisten Fällen ist der Auslasskanal noch nichtmal rund und hat Kanten zum Auspuff stehen.

    Mit den Spülwinkeln wünsche ich dir viel Glück beim Moped.

    Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten! :)

  • Mal andersrum gesagt kenne ich keinen modernen (!) Zweitakter, bei dem das Auslassvolumen so derart groß wie bei MZ ist😅 man braucht sich nur mal ringsum umschauen: Kart, Straßenrenner usw.

    In den meisten Fällen ist der Auslasskanal noch nichtmal rund und hat Kanten zum Auspuff stehen.

    Mit den Spülwinkeln wünsche ich dir viel Glück beim Moped.

    Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte das die durch das "Überlaufen" der Auslassunterkante entstehende Kante für mich nicht gerade Leistungsfördernd ist. Das die Auslassform schlecht ist, darüber brauchen wir nicht reden.

    Der MZ- Zylinder ist in mehreren Schritten entstanden. Deshalb kann ich ganz genau sagen das der größere Auslass in Verbindung mit einem dickeren Krümmer einiges an Leistung gebracht hat. Wenn man den Basiszylinder mit den winzigen Überströmern sieht, staunt man das es überhaupt funktioniert.

    Der ganze Zylinder enthält viele Kompromisse. Dazu gehören auch die Spülwinkel wie du richtig erkannt hast.

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