Re: Es gibt keine BRD
Chris:
Man beklagt sich, weil man vom Leben etwas anderes erwartet.
Viele sind in der DDR groß geworden, und hängen der Ideologie an, dass der Staat verantwortlich ist. Außerdem sehen viele die Widersprüche zwischen dem, was ihrer Meinung nach sei sollte und dem was ist.
Daraus kann man verschiedene Schlüsse ziehen - und manche meinen halt, dass alles was nicht gut ist, deshalb so läuft, weil verlogende Politiker, Lobbyisten und fremde Mächte (im DDR- Jargon wären es Klassenfeinde und Agenten gewesen) den Erfolg verhindern.
Meine Meinung: scheiterende Staaten, Leid und Not sind wahrscheinlicher als Erfolg und Wohlstand. Weite Teile der Welt versinken in herrschaftsloser Agonie. Das ist der historische Normalfall. Das in einem komplexen System, das dezentral gesteuert wird auch Krisen passieren und leider nicht alles verwirklicht werden kann, was wünschenswert wäre ist schlichtweg notwendig. Dazu braucht es keine böswillige Einflussnahme usw.
Zumal diese Verschwörungstheorien ja auch immer gleich funktionieren:
Fremde Mächte sind schuld an was auch immer (statt Strukturen und Prozessen; Pfadabhängigkeit und Kontigenz;);
Die Theorie immuniert sich (also Dogmatismus; wer nicht zustimmt, der ist nur Profiteuer, oder dumm oder was auch immer...h)
Einführung normalisierender Kontexte (Das das, was die Theorie vorraussagt nicht stimmt, liegt ja nur an folgenden unerwarteten Fakten.. ).
Deutung sämtlicher Fakten nur in der Hinsicht, die eigene Wirklichkeitswahrnehmung sei korrekt.
Wenn man das mit den Kategorien mal durchdenkt, fällt einem das sofort auf, wie versucht wird, eine ideologische Wirklichkeitskonzeption zu verbreiten..
Grüße,
Huj