Spätzündung, Leistungsverlagerung in untere Drehzahlen?

  • Hallo,
    auf der Reichtuning Homepage sieht man eine Grafik ( http://www.reichtuning.de/_funmotoren/fu…5_diagramme.php )in der bei Spätzündung die Maximalleistung niedriger ist, aber dafür in den unteren Drehzahlregionen deutlich mehr Leistung vorhanden ist. Auch die Drehmomentkurve ist flacher und stärker in den unteren Drehzahlen. Gilt das Grundsätzlich?
    mit Auspuff RT Reso
    16,7 PS / 8274 U/min
    14,6 Nm / 7697 U/min
    max. Drehzahl 10900 U/min
    Geschwindigkeit im 4. Gang 111 Km/h

    mit Auspuff RT Reso
    + zu spät gestellte Zündung
    15,7 PS / 7975 U/min
    14,4 Nm / 7315 U/min
    max. Drehzahl 10700 U/min
    Geschwindigkeit im 4. Gang 109 Km/h
    [Blockierte Grafik: http://www.reichtuning.de/_funmotoren/funmotoren/s95_diagramme.gif]

    Edit: Farben vertauscht Kennlinie

    "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
    Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe."
    René Descartes

    Einmal editiert, zuletzt von merci_pur (18. August 2015 um 16:02)

  • Meine Erfahrungen sagen genau das Gegenteil. Mehr Frühzündung bedeutet mehr Leistung aus unteren Drehzahlen und der Motor dreht nicht so so hoch und hat in hohen Drehzahlen nicht mehr so viel Leistung. Später ZZP bringt in hohen Drehzahlen mehr Leistung und lässt den Motor etwas weiter drehen, dafür fehlt die Leistung in unteren Drehzahlen.

    Erkenntnis stammen beispielsweise von meiner TS ZZP originale 3,0mm vor OT, mit Vape zwei Einstellungen möglich ca. 2,75mm vor OT (läuft ähnlich wie mit der originalen Zündung und ZZP) und ca. 2,0mm vor OT (fahrbarer Drehzhalbereich fängt ca. 700-800 U/min später an, in hohen Drehzahlen kraftvoller und dreht etwas weiter).

    Meine Erfahrungen beziehen sich auf Zündung wie die Vape oder die original verbauten bei Simson. Wenn der ZZP sich mit steigender Drehzahl (in die richtige Richtung) verstellt, dann passt das so pauschal nicht.

    edit: Das Diagramm von Reichtuning zeigt genau das was ich geschrieben habe. Du hast irgendwie die Farben vertauscht, daher passt deine Aussage nicht.

    edit 2: Ich sehe gerade im Diagramm passt irgendwie nicht zusammen, Farben, Leistungswerte und Leistungskurve passen nicht. Die Kurve mit mehr Leistung gehört zur Einstellung mit späterem ZZP und die Kurven mit weniger Leistung die dazu noch eher anliegt gehört zu den 15,7 PS und dem "normalen" ZZP.

    Yamaha RD350 YPVS 1WT (optimiert)
    TS250/1: BJ 1980, SMU Kopf, Bing 84, 12V Vape, Schaumstoff-Luftfilter
    S51/B1-4: EP 85/2, AOA3, VM20, 5 Gang, Vape, TÜV
    S50 B2: BJ 1980
    KR51/2E: BJ 1986
    SR4-2/1: BJ 1974
    SL1: BJ 1972

  • Robsch: Danke für den Hinweis, ich hatte tatsächlich die Farben vertauscht. Allerdings zeigt das Das Diagramm von Reichtuning das Gegenteil Deiner Aussage. Es ist allgemein bekannt das mehr Frühzündung auch mehr Leistung erzeugt, vorallem in höhere Drehzahlen. Zuviel Frühzündung auf niedtrige Drehzahlen sorgt nur dafür das der Motor nicht läuft, weil das Gemisch durch zu viel Frühzündung gezündet wird und der Kolben schon nach unten gedrückt wird bevor er den OT erreicht hat. Das Geräusch nennt man dan Klopfen und killt den Motor auf Dauer. Mit steigender Drehzahl überschreitet der Kolben OT bevor das Gemisch zündet und das kostet Leistung. Daher ist Deine eigene Feststellung falsch. ich denke Du bringst Früh- und Spätzündung durcheinander.

    "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
    Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe."
    René Descartes

  • Das ganze Spiel mit dem Zündzeitpunkt ist zunächst erstmal von der Art des Motors abhängig.
    Beim 4 Takt wird so früh wie möglich gezündet, um die komplette Energie des verbrennenden Kraftstoff in eine Bewegung des Kolbens umzusetzen.
    Dadurch verstellt der 4 Takter häufig Richtung früh mit steigender Drehzahl, da das Gemisch bei hoher Kolben Geschwindigkeit weniger Zeit hat, um effizient zu entflammen.
    Somit wird gewährleistet, das der höchste Druck kurz nach OT auf den Kolben wirkt.

    Beim 2 Takter sollte man genauso Verfahren. Jedoch gibt's da ein Problem. Nämlich Spülverluste und einen saugenden Auspuff, der seine optimale Funktion theoretisch nur bei einer Drehzahl hat. Doch man lässt beim 2 Takt einfach den Zündzeitpunkt verstellen, dadurch werden die Abgase heißer und der Auspuff funktioniert auf einmal bei einem Band von Drehzahlen optimal. Klar, da kommen noch andere Sachen dazu, aber das mal aussen weg.

    Daraus lernen wir, dass das Zusammenspiel von Verdichtung, Zündzeitpunkt und Auspuff Charakter entscheidend für den Motor sind.

    Verstellt du bei einer statischen Zündung den Zündzeitpunkt nach früh, so hat er untenrum mehr Drehmoment, obenrum wird aber der Auspuff dann nicht heiß genug und somit zu lang. Deshalb eine etwas niedrigere Leistungsdrehzahl, da optimale Füllung des Zylinders früher.
    Vorstellst du die Zündung nach spät, verschiebst du das ganze System also auch nach spät.

    Zu späte Zündzeitpunkte schaden in erster Linie nicht mehr Motor, da nur der Auspuff heiß wird und das ganze sehr ineffizient.
    Früh jedoch führt sehr schnell zur Überhitzung des Kolbens und der Zylinderwand. Bis hin zur Ausbremsung des Kolbens.

  • @merci pur: warum fragst du, wenn du dann eine Antwort die du kriegst als falsch hinstellst?

    Frühzündung bei hohen Drehzahlen bringt wie schon erwähnt thermische Probleme mit sich.

    Jede frei programmierbare zündung hat in etwa die kurve:

    Bis 3000 Umdrehungen extrem früh, dann langsam abfallend ab etwa 5000 bis max Drehzahl grob 16 grad.

    PS das Thema gab's hier schonmal vor etwa 2 Monaten

    Edit:

    Siehe hier: http://simsonforum.net/viewtopic.php?f=6&t=66364&hilit=Zündzeitpunkt

  • Danke für den Link, den kannte ich schon und die sind sich auch nicht einig geworden. Irgendwie ging es zum schluß nur um Grütze mit Soße weil die Leute super aneinander vorbei gesprochen haben.

    Wir müssen auch erstmal unterscheiden über was es mir hier geht, nämlich getunte Alltagsmotoren, nicht über hochdrehende GP 2T-Motoren die Ihre maximale Leistung erst weit oberhalb von 10000Umin bringen und Drehzahlen zum anfahren benötigen, die andere Motoren gar erst nicht erreichen! Die beschriebenen Effekte gelten nur für hochdrehende 2T GP Motoren, nicht um Simson-Serie, bzw Alltagsmotoren!!

    Wenn man die Kurven von Reich richtig interpretiert verhält es sich doch genau wie beim 4T?
    Was stimmt da jetzt nicht? Hab ich einen Knick in der Optik oder ist die Kennlinie falsch? Die blaue Kennlinie ist die mit Spätzündung, bei etwa 5200Umin leistet bei Spätzündung der Motor etwa 4NM mehr Drehmoment und 2PS, das ist doch beachtlich. Erst ab etwa 7200Umin ist Frühzündung stärker, sieht man doch an den Kennlinien, oder bring ich jetzt was durcheinander? Erst ab etwa 10000Umin kommt dann die Spätzündung wieder, aber da ist der Motor schon weit im Überdrehen...

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  • Wenn du einen alltagstauglichen Tuningmotor hast dann probiere es selbst mal aus. Versuche es vielleicht erst einmal in Richtung spät, so das nichts kaputt geht. 1,2mm vor OT einstellen, abblitzen und los gehts. Bitte berichte!

    Bei meiner TS habe ich den von mir beschriebenen Effekt bemerkt, bei meinem damaligen 78er im S50 war auch so.

    Die Zündkurve einer RD 350 YPVS (die nun wirklich keine Rennmaschine ist, mit ihren echten 50-55PS am Motor) sieht folgendermaßen aus:
    17 Grad bei 2000U/min
    26 Grad bei 3500U/min
    23 Grad bei 5000U/min
    21 Grad bei 6000U/min
    19 Grad bei 7000U/min
    17 Grad bei 8000U/min
    14 Grad bei 9000U/min
    7 Grad bei 10000U/min

    Dabei liegt der Leistungsbereich zwischen 6000 - 9000U/min.

    Mfg. Robsch

    Yamaha RD350 YPVS 1WT (optimiert)
    TS250/1: BJ 1980, SMU Kopf, Bing 84, 12V Vape, Schaumstoff-Luftfilter
    S51/B1-4: EP 85/2, AOA3, VM20, 5 Gang, Vape, TÜV
    S50 B2: BJ 1980
    KR51/2E: BJ 1986
    SR4-2/1: BJ 1974
    SL1: BJ 1972

  • Merci_pur erst einmal sollte klar sein das ein 2 takter ein 2 takter ist, egal bei welcher Drehzahl er arbeitet, dass Prinzip und die Funktion ist immer die selbe.

    Was nun Reich als Quelle angeht lass ich mal außen vor, aber ich glaube nicht das seine Forschung, Entwicklung und Studien umfassender waren oder sind als die von Fritz Overmars oder Jan Thiel.

  • Zu hohe Frühzundung unter 2500 Umdrehungen verschlechtert das Standgas und es kommt zum Rückschlagen.
    Danach kann man so lange früh zünden, bis der Auspuff lang genug wird. In den unteren Drehzahlen ist er nämlich zu kurz und deshalb sollte man das Gemisch, welches im Brennraum ist, auch am effizientesten Zünden. Danach geht es Richtung spät, da der Auspuff dann allmählich zu lang wird und die Abgase mit Energie angereichert werden müssen.

    Eine pauschale Verstellung Richtung spät, kann unter Umständen wirklich minimal Leistung bringen, jedoch nicht vor dem Resonanzbereich. Wenn die Leistung mit späterer Zündung steigt, passt aber der Auspuff nicht 100%tig zum System.
    Frühzundung hingegen, bewirkt höheres Drehmoment und Leistung vor dem Reso. Erfahrungsgemäß aber auch über das ganze Drehzahlband. Zu unterscheiden ist dann, ob die Zündung eine Vorstellung hat, oder nicht.

    Stütze dich nicht auf Diagramme von Reich.. Sorry.
    Und Vergleiche mit dem 4 Takt sind unmöglich.

  • Danke nochmal für die aussagekräftigen Hintergrundinfos! Ist wirklich ein sehr komplexes Thema und ich bin froh nicht einfach die Aussagen übernommen zu haben!
    Zweitakter sind wirklich sehr viel komplexer zu betrachten als es anfangs den Anschein macht!

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    Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe."
    René Descartes

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