Hallo zusammen, ich hatte ja in meiner Vorstellungsrunde schon kurz angedeutet was mich hierher geführt hat (Anlasser d. 3. Gen.) und ich möchte kurz und bebildert, darüber berichten wo das Problem lag. Meine Sicht . Nun gibt es ja einige, vor allem aber verschiedene Meinungen zum Thema Simson + Anlasser. Möchte hier keine Sinnhaftigkeitsdiskussion vom Zaun brechen, wie ich sie in anderen Foren zu diesem Thema erlebt habe.
Ich habe mir 2023 ein Anlasser Kit der 3. Generation gekauft. Vorher bissl zu Problemen gegooglt und sehr wenig gefunden. Ab 2020 eigentlich garnichts und daher dachte ich, dass Probleme der Anfangszeit überwunden seien!? Auch zum Motorlager, was standardmäßig nicht dazu passt, habe ich nichts gefunden. Habe jetzt eines vom SD50 genommen und hoffe das es passt. Die Winkel der langen Haltestrebe haben auf alle Fälle einen anderen Winkel und daher sollte es passen. Der Verkauf des "alten" Motorlagers, welches ebenfalls neuwertig ist sollte die Kosten des neuen einigermaßen auffangen.
Aber nun zum eigentlichen Problem.
Beim Druck auf´s Knöpfchen läuft der E-Motor an, das Antriebsritzel rückt ins Abtriebsritzel ein und dreht den Motor einige Umdrehungen. Das Antriebsritzel rückt aber wieder aus und der Anlassermotor dreht leer weiter. Bei regelmäßigen Gebrauch des Roller haben die wenigen Umdrehungen sogar oft gereicht um zu starten aber bei ein paar Wochen Standzeit musste ich dann schon kicken. Zunächstmal habe ich mich damit beschäftigt wie der Anlasser eigentlich funktionieren sollte. Hielt es u.U. für eine Schutzfunktion oder sowas in der Richtung. Im Netz fand ich dann einiges von dickeren Kabeln bis "dickeren" Batterien und was man sonst noch so an Ratschlägen findet. Was mir sinnig erschien habe ich probiert aber erfolgreich war nichts.
In einem Forum fand ich etwas mit Fliehgewichten und Feder. Das hieße, Anlasser auf und Garantie weg. Bei einer Anschaffung von 260 € denkt man auch darüber mal kurz nach und erinnert sich das man das Set ja nicht im Getränkemarkt gekauft hat sondern beim Fachhändler. Jener hieß Zweirad Seyer (Sascha Seyer) und war in Kyritz ansässig. Bin mir sicher der ist hier bekannt. Also höflich angeschrieben ob er mir helfen könne, nix. Nachdem ich das ganze einige Male, mit verschiedenen Mailadressen versucht hatte und nichts kam, versuchte ich es bei MZA. MZA stellte sich ebenfalls tot und trotz mehrerer Versuche kam nichts zurück. Man hätte ja wenigstens auf einen anderen Händler verweisen können aber ehrlich, wer wickelt schon eine Reklamation ab, für Ware die woanders gekauft wurde!?
Also selber machen.
Da das alte Motorlager eh raus muss, gleich die ganze Einheit Motorlager + Motor ausgebaut. Dann Anlasser ausgebaut. Dabei könnt ihr gleich eine Einführschräge in die Anlasseraufnahme anarbeiten (Dremel od. halbrundfeile) für den O-ring der zwischen Anlasser und Limadeckel abdichten soll. War beim mir garnicht gebrochen diese Kante und der O-ring hat enorm gelitten.
Im nächsten Step habe ich die 5 Schrauben M4 und die Mutter vom Plusanschluss SW7 gelöst. Jetzt kann man die konische Kappe über der Mechanik vorsichtig abziehen. Evtl. die Zwischendichtung vorsichtig mit einem feinem Cuttermesser von der Dichtfläche trennen damit sie nicht zerreißt.
Hier noch ne Markierung gesetzt damit hinterher alles an seinem alten Platz ist. Hier ist dann auch der Masseanschluss befestigt.
Jetzt habt ihr die Mechanik in der Hand und ab hier beginnt die Beseitigung des serienmäßig eingebauten Fehlers seitens SFW bzw. MZA.
Zunächst hat mich interessiert wie die Mechanik aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Das Antriebsritzel sitzt auf einem Freilauf der Kraft nur in eine Richtung überträgt. Die Wurmfeder, die ich mit dem Schraubendreher leicht angehoben habe umschließt zwei Fliehgewichte deren Leichtgängigkeit man in dem Zuge auch mit prüfen sollte. Die Fliehgewichte lassen sich aber nur vollständig bewegen, wenn das Antriebsritzel im ausgefahrenen Zustand ist. Dazu Antriebsritzel im Uhrzeigersinn auf der Welle verdrehen.
Durch die Trägheit des Ritzels + Freilauf schiebt der E-Motor, durch sein schnelles anlaufen, dass Ritzel auf einem Gewindetrieb nach vorne. Letzteren sieht man, wenn man etwas durch die Fliehgewichte hindurch. Die Fliehgewichte bewirken bei drehendem E-Motor, dass das ausgeschobene Ritzel nebst Freilauf nicht zurück in seine "Parkposition" kann und hält es solange ausgeschoben bis der E-Motor steht. Wird der Starttaster losgelassen, bleibt der E-Motor stehen, die Fliehgewichte schließen sich und lassen die Ritzel-Freilaufmechanik zurück in seine Grundstellung. Damit das sicher der Fall ist, wird das Ritzel durch angeschrägte Zähne auf der kraftfreien Seite der Zähne, aus dem großen Abtriebsritzel heraus geschleudert. Sieht man im nächsten Bild. Der kl. Pfeil markiert die Zahnseite die Kraft überträgt, der große die kraftfreie Seite.
Soviel zur Theorie und wie es normalerweise funktionieren sollte. Bei meinem Anlasser war die Wurmfeder so sehr vorgespannt, das die Fliehgewichte vielleicht beim schnellen Anlauf des Anlasser noch geöffnet haben. Sobald die beiden Ritzel im Eingriff waren und den Rotor, Kurbelwelle, Kolben und Kupplungskorb mitziehen mussten, wurde das ganze so langsam das die Fliehgewichte in ihre Grundstellung gedrückt wurden und der "Weg zurück" für das Antriebsritzel frei war.
Ich habe also Stufenweise und sehr vorsichtig die Wurmfeder gedehnt. Das ganze hat 4 Versuche gebraucht. Also 4 Mal zerlegen, dehnen, zusammenbauen und testen. Nach dem 4 Versuch ist das Antriebsritzel in der gewünschten Position verriegelt worden und nach Beendigung des Startvorgangs schob es sich fast vollständig aus dem Abtriebsritzel heraus. Den letzten Millimeter rutschte es bei leichter Bewegung der KW im Uhrzeigersinn, was ja nach erfolgreichem Startvorgang dann automatisch passiert.
Ich hoffe es war verständlich, leider hat es mir zum Schluss hier ein paar Sätze verschluckt aber das wichtigste ist gesagt. Gruß und Guten E-Start
I