Fragen zur BVF Feineinstellung?

  • Hallo, könnte man evtl. mal näher erläutern, wozu es die verschiedenen Düsenstöcke gibt beim BVF 16N-19-21 und was das genau ausmacht oder zu welchen Verhalten es dabei kommt?

    Und zwar gibt es wohl Düsenstöcke mit 205 und 215 oder noch andere? Dann jeweils welche mit 2 kleinen löchern und auch 4 löchern beidseitig, auch habe ich da schon verschiedene Lochgrößen gesehen, da wo es in den Vergaser rein verschraubt wird.

    Was machen diese Unterschiede genau aus und wie beeinflussen sie das Setup oder Ansprech und Fahrverhalten wo dort die Nadel dann durch den Schieber arbeitet?

    Und oben ja dann einfach die Hauptdüse von Wert X bis Y.

    Dann gibt es noch das Schwimmernadelventil mit entweder 15 oder 20er Düse oder noch andere? Beeinflusst das nur den Benzin Zufluß oder was hat es damit aufsich?

    Bei den Leerlaufdüsen gibt es wohl auch verschiedene und zusätzlich auch Längenunterschiede.

    Auch die Düse unten in der Wanne für den Choke.

    Was und wie genau kann man da noch in welche Richtung einzeln optimieren und einstellen?

    Würde mich freuen, wenn man das mal noch etwas näher in die Tiefe erklären könnte.

    Danke und Gruß :thumbup:

  • Die unterschiedliche Perforation der Nadeldüsen dient der Abstimmung bei der Gemischbildung, hierbei wird speziell Einfluss auf die Dichtanpassung des Kraftstoffes genommen. Weil bei steigendem Unterdruck im Saugrohr die Dichte der Ansaugluft fällt (Masse reduziert sich), jedoch die Dichte vom Kraftstoff unverändert bleibt, muss diese ebenfalls reduziert werden, sonst würde bei hohen Drehzahlen der Lambda-Wert abfallen. Wird die Kraftstoffdichte mit dieser Maßnahme zu stark reduziert steigt folglich der Lambda-Wert. Die Dichtereduzierung des Kraftstoffs erfolgt durch Einperlung von Sekundärluft (Emulsionsrohr).

    Für eine maximale Leistungsentfaltung ist ein konstanter Lambda-Wert, beim 2-Takter von 0,95 erforderlich, das ist jedoch nur möglich wenn das Luft-Kraftstoff-Massenverhältnis über das gesamte Drehzahlband konstant bleibt. Je nach Druckverhältnissen im Gesamtsystem, können unterschiedliche Nadeldüsen erforderlich werden. Bei größeren Vergasern kann zusätzlich über eine auswechselbare Sekundärluftdüse auf das System Einfluss genommen werden. Die Abstimmung ist im Detail sehr komplex und ohne eine Restsauerstoffanalyse, vom Prinzip her unmöglich.

    Unterschiedliche Nadeldüsendurchmesser beeinflussen den freien Querschnitt zwischen Düse und Nadel. Prinzipiell kann man damit einen Offset über den gesamten Wirkbereich der Nadel erzeugen, mit geringem Einfluss auf die Kennlinie selbst, welche ja hauptsächlich durch die Nadelgeometrie beeinflusst wird.

    Schwimmernadelventile begrenzen lediglich nur den max. Durchfluss. Da es sich hier um einen simplen Proportionalregler handelt wird mit der Düsengröße Einfluss auf die Regelschwingungen genommen. Ein übermäßiges Aufschwingen (Kraftstoffniveauschwankung) muss verhindert werden, sonst gibt es negative Beeinflussung bei der Gemischbildung.

    Nicht nur Leerlaufdüsen haben unterschiedliche Längen, sondern auch Hauptdüsen. In erster Line erhöhen längere Düsen im Verhältnis zu Kürzeren bei gleichen Querschnitt den Durchflusswiderstand. Dieser Umstand ist jedoch nicht der Grund zur Fertigung unterschiedlicher Düsenlängen, sondern vielmehr die Differenz der Eigenresonanzen in den Düsen selbst. Da auch die Kraftstoffsäulen in den Düsen selber schwingen, kann mit den Düsenlängen Einfluss auf die Gemischbildung genommen werden.

    Die Startvergaser-Düse ist ebenfalls auf das Gesamtsystem abzustimmen. Reglementierungen sind hier in erster Line der Querschnitt des Startluftkanals und das Kondensationsvermögen im kalten Motor. Das Ziel ist, ein brennbares Gemisch (Brenngrenzen) beim Kaltstart dem Motor zur Verfügung zu stellen, jedoch unter Ausgleich der Kraftstoffkondensationsverluste an den kalten Oberflächen.

  • Zitat

    Dann jeweils welche mit 2 kleinen löchern und auch 4 löchern beidseitig, auch habe ich da schon verschiedene Lochgrößen gesehen, da wo es in den Vergaser rein verschraubt wird.


    Der Teil mit den Löchern nennt sich Mischrohr. Ich vermute das es sich bei den 4 Löchern um ein späteres update der Vorgängerversion handelt. Bei anderen Vergasern hat das Mischrohr meistens eine ganze Reihe von Löchern. In dem Mischrohr wird der Kraftstoff mit Luft vorvermischt bevor er dann weiter zum Zerstäuber geht. Je größer die Löcher sind desto geringer wird die Saugwirkung an der HD und desto mehr Luft wird dem Vorgemisch zugesetzt.

    Noch was zum Druck, in der Technik kann es bei diesem Thema zu Missverständnissen kommen. Alte Techniker gehen in der Regel vom relativen Druck aus und benutzen die Einheit Atü. Neue Techniker gehen meistens vom absolut Druck aus. Entscheidend ist immer die Druckdifferenz.

    Zitat

    Dieser Umstand ist jedoch nicht der Grund zur Fertigung unterschiedlicher Düsenlängen, sondern vielmehr die Differenz der Eigenresonanzen in den Düsen selbst. Da auch die Kraftstoffsäulen in den Düsen selber schwingen, kann mit den Düsenlängen Einfluss auf die Gemischbildung genommen werden.


    Da gibt es doch bestimmt noch andere Gründe für die jeweils gewählte Düsenlänge. Ich kann mir kaum vorstellen das die uns bekannten Tuningfirmen sich mit Eigenresonanzen in den Düsen beschäftigt haben, das traue ich diesen Leuten nicht zu.

  • Kaum einer wird die Resonanzen der Düsen mit einbeziehen. Die längeren Leerlaufdüsen werden verkauft damit auch bei starken Vibrationen die Düse immer Gemisch bekommt. Bei kurzen Düsen kann es sein das diese durch das Aufschäumen Luft ziehen.

  • Meinte auch den Hauptdüsenstock, die Vogelserie hatte da wohl 4 Löcher unten beim eingeschraubten Teil, die spätere S-Serie nur 2.

    2x https://www.akf-shop.de/Simson-Ersatzt…en-fuer-Simson/

    4x https://www.akf-shop.de/Simson-Ersatzt…en-fuer-Simson/

    Längere Leerlaufdüsen scheinen besser zu sein, gibt es bei JW-Sport das Set. https://jwsport.de/set-leerlaufdu…?number=JW10337

    Ich finde es halt gut, wenn man mal jeden Teil theoretisch genau beleuchtet, wie und wo welches Verhalten bei einer Änderung in die eine oder andere Richtung zustande kommt.

  • Die Frage zur den Ausgleichsbohrungen beschäftigt mich ebenso :rolleyes:

    Bei den letzten Neukaufteilen habe ich vorgefunden:
    - 4x 0,6mm: an dem Neu-BVF 16N1-12 - sowie an den meisten alten originale BVF
    - 2x 0,8mm: an dem Neu-BVF 19N1-12 sowie an der 265 Nadeldüse vom ZT Umbauset

    Rein rechnerisch ist 4x 0,6mm mehr Querschnittsfläche als bei 2x 0,8mm.
    Wenn ich flymos Hinweise richtig deute wird dann bei 4x 0,6 mehr Sekundärluft eingeperlt um die Dichte des Kraftstoffes zu reduzieren.
    -> das Kraftstoff-Luft-Gemsich sollte demnach bei 4x 0,6mm etwas fetter sein als bei 2x 0,8mm (unter sonst gleichen Umständen).

    hier steht die Signatur 8-)

  • Der Kraftstoff wird durch den Venturieffekt aus der Schwimmerkammer gesaugt. Die Löcher in der Nadeldüse wirken dabei wie ein Bypass der die Saugwirkung vermindert. Die Intensität der Verminderung ist je nach Drehzahl unterschiedlich. Die Menge der Angesaugten Luft für die Vorvermischung wird von der Größe des Durchmessers der Bohrung des Kanals begrenzt. Mit mehreren Löchern ist die Mischung feiner als mit wenigen Löchern. Der eigentliche Einfluß auf den Lambdawert kommt von der Größe des Luftkanals. Während sich der Wechsel der HD auf den gesamten Drehzahlbereich auswirkt hat der Luftkanal seine Wirkung hauptsächlich im unteren Drehzahlbereich.
    Wenn man den Kanal verschließt wird das Gemisch wesentlich fetter.

    Zitat

    Ist es sinnvoll bei Tuning eine mit 4 löchern zu nehmen?


    Entscheidend ist, daß das Mischungsverhältnis paßt, egal mit welchen Mitteln dies erreicht wird.

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  • Danke erstmal für die Antworten, nun bin ich doch ein wenig verwirrt :unsure:  
    Wenn ich flymos Aussagen richtig deute wird das Gemisch mit (flächenmäßig) mehr Luftbohrungen fetter und wenn ich minimax richtig verstanden habe wird das Gemisch hingegen magerer. Kann mir bitte jemand auf die Sprünge helfen? :huh:

    hier steht die Signatur 8-)

  • Zitat

    Wird die Kraftstoffdichte mit dieser Maßnahme zu stark reduziert steigt folglich der Lambda-Wert.


    Ein steigender Lambdawert bedeutet, daß das Kraftstoffluftgemisch magerer wird.

    Die Querschnittsfläche der Bohrungen und die Querschnittsfläche des Luftkanals kann man sich als zwei in Reihe geschaltete Ventile vorstellen, wenn man beide Ventile weiter aufdreht, dann steigt der Luftanteil im Vorgemisch und die Kraftstoffdurchflußmenge durch die Hauptdüse wird weniger da die Druckdifferenz im Steigrohr sinkt.

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