Review Reich S77 Nicasil

  • Hallo liebe Simsongemeinde,

    lange schon hats mich in den Fingern gejuckt, dieses Review zu schreiben.
    Also erstmal paar Worte zur Entstehung.

    ich hatte 1994 eine Simson S51 im Odenwald für schlappe 200DM als fahrenden Untersatz gekauft. Während der Mopedzeit wurden daran auch intensive Tuningarbeiten durchgeführt. Zum Bespiel einen Polini Wakü Zylinder der geschrotteten Aprilia AF50 aufgesetzt. Nach der Mopedzeit stand das Gerät viele viele Jahre in der Ecke rum, hubraumstarke Motorräder waren angesagt :-). Doch gerade weil die Mopedzeit so schön war und das Gerät in der Ecke rumstand, wurde der Entschluss gefasst, dieses zu restaurieren und natürlich zu tunen.

    Im ersten Schuss wurde ein 70er 4 Kanal draufgesetzt, welcher prima auf die Ausspindelung des Apriliazylinders passte. 5 Gang wurde auch aufgerüstet. Nur wurde nach dem ersten Jahr schnell klar, dass der 70er (Rassel-)Zylinder nicht das Gelbe vom Ei war.

    Also wurde der Motor wiedermal zerlegt. Dabei wurde auch schnell ersichtlich, in welcher Qualität sich die zugekauften Ersatzteile befanden. Dazu gesellen sich der ausgenudelte Primärtrieb, Gratbildung durch Materialverdrängung am 1. & 2.Gang des Losrades (Geschultes Auge sei Dank), sowie diverse andere Mängel. Meine Kurbelwellensammlung von damals war auch nicht mehr so toll. Der 19er BVF war auch nicht gerade überzeugend.

    Also ging es auf die große Suche, es wurde viel gelesen und viele Shops durchwühlt.
    Letztendlich wurde der Rumpfmotor zukunftsorientiert aufgebaut. Folgende Teile fanden Verwendung:
    Kurbelwelle untengeführt von RZT; Primärtrieb lange Übersetzung von Ronge + Stützlager Ronge, 5-Lamellenkupplung RZT; Ausrücklager ORP; Vape 70-3; ein werksneues 70er Motorgehäuse; sowie ein modifiziertes 5 Gang-Getriebe. Hierbei wurden die ersten beiden Gänge des 4 Gang Getriebes angepasst (CBN-Wendeplatten sei Dank). der verstärkte Ziehkeil von Ronge kam auch zum Einsatz. Die Kurbelwelle wurde rollengelagert.

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    So, nun fehlt noch der passende Zylinder. Da ich aus anderen Projekten sowie aus der Alltagsnutzung schon Erfahrung mit Nicasil & Graugußbüchsen habe, war meine Wahl beim Zweitakter klar. Es muss Nicasil sein.
    Hierbei ist nicht der geschütze Markennamen gemeint, sondern die Aneinanderreihung der 3 chemischen Zeichen Nickel-Cadmium-Silizium.

    Die Wahl bei der Suche war hier sehr eingeschränkt, eigentlich führt hier nicht viel am Herrn Reich vorbei. Den Shop fande ich sehr interessant. Es wird ein sehr breites Produktportfolio geboten und die Art und Weise wie er schreibt, lässt vermuten, dass der Mann Ahnung vom Fach hat. Genauso interessant fand ich die Forenthemen über Ihn. Da die Zeit bei dem Projekt die kleinere Rolle spielte, war die Wahl getroffen.

    Der Kontaktaufbau!

    Nunja, kein leichtes Thema. Nach einer Woche von 20 - 23 Uhr am Telefon, entschloss ich mich dann doch zum Mailverkehr. Das funktionierte jeweils mit 3 Tagen Latenz auch ganz gut.
    Die Entscheidung zwischen dem S80N und dem S77N fiel mir nicht ganz leicht. Die Detailbilder beim angebotenen S77N waren spärlich. So habe ich viel darüber spekuliert, wie er das anstellt.
    Angenommen er würde den Zylinder ausbuchsen und beschichten lassen, würde allein der Materialpreis (Kolben Rohzylinder, Buchsenmaterial) + Dienstleistung (Beschichten lassen) den Kaufpreis überschreiten.
    Also war mir schon klar, dass hier irgendein Fertigprodukt aus der Massenherstellung in angepassten Zustand eingesetzt wird, nur so machts betriebswirtschaftlich Sinn. Doch dazu später mehr.

    Letzendlich entschloss ich mich zum S77N weil mir die Optik des S80N mit den abgesägten Kühlrippen nicht zusagte.
    Noch bestellt wurde der Auspuff A6, die Getriebelagermodifikation für das 6000er Lager, sowie ein ausgedrehter 20er BVF.

    Nun alle Teile in den Karton und ab auf die Reise. Das geschah ca. Juli/August 2013. Weiss nicht mehr genau, schon lange her...

    Dann habe ich lange lange nix gehört. Auch nicht auf die Mails... Zu dem Zeitpunkt befand ich mich übrigens immernoch 5x die Woche am Telefon, nix zu machen.
    Ein Bekannter in der Nähe wohnend versuchte den Kontakt an der Haustür aufzubauen. Nix zu machen... Man darf sich ja Sorgen machen, schliesslich wurde der halbe Motor durch halb Deutsdchland geschickt und ein Auftrag von grob 500€ plaziert.

    Und es ging weiter, täglich grüsst das Murmeltier und der Telefonhörer wurde pünktlich gegen 20:00 in die Hand genommen.

    Irgendwann gegen 23:30 eines Werktages Anfang Oktober hob da jemand ab. Lieber Scholli. Ich war so perplex, dass ich nicht wusste, was ich sagen solle...

    Nach einem langen und interessantem Gespräch, sollte der Zylinder kommende Woche rausgehen. Eins muss man sagen, der Mann hat Ahnung... Das sollte bis heute der einzige und letzte Telefonkontakt bleiben, ich habs einfach nicht mehr geschafft, den Kerl ranzukriegen. 1x war eine Frauenstimme dran: "Der war bis 04:00 in der Werkstatt, liegt noch im Bett und wird irgendwann zurückrufen..." oder auch nicht!

    Nach dem Telefonat mit der Frauenstimme bekam ich einen Tag später eine Mail, dass Herr Reich erkrankt war und die Aufträge hinterherhinken. Shit Happens, gerade als One-Man-Show wirds da eng und krank kann jeder mal werden.
    Wir erinnern uns an die Projektvorraussetzung "Zeit spielt keine Rolle" also was solls, hauptsache der Kram kommt irgendwann...

    Die Wochen, Mails und Telefonversuche vergingen. Besteller ist mittlerweile mit Tasdtatur und Telefonhörer zu einer Einheit verschmolzen... Da kam doch am 24.11 die Mail, dass die Lieferung nach Umständen durchgeführt wird. Es musste ein 2. Zylinder angefertigt werden, da sich beim Zulieferer Teile geändert haben und sein vorbereiteter Rohzylinder nicht mehr gepasst hat. Das ist sehr schade, doppelte Arbeit muss nicht sein...

    Nun war die Vorfreude groß, die Lieferung ist im Anmarsch. Am 26.11 war das Päckchen da:
    Der Anblick des Zylinders überkam mich ziemlich ernüchternd. Es wurde ein Zylinder zur Buchse abgedreht und in den angepassten Zylinder gepresst. Jeder Maschinenbauer weiss, dass beim Abdrehen von Gußteilen Restspannungen frei werden und beim Einpressen einer dünnwandigen Aluminiumbüchse, Verformungen im µm-Bereich stattfinden... Der Kolben wurde abgeläppt, da der Zylinder im mittleren Bereich leicht verjüngt war. Der Ursprungszylinder war ein 5-Kanal. Der 5. Kanal wurde mit temperaturfestem 2K-Kleber verschlossen. Der Kolben stand im OT 2mm über den Zylinder, im UT guckt er unten ca. 6mm raus Oh Mann, was fürn Knorz. Ob das lange hält? Wir erinnern uns an die Homepage:
    "Genug von Grauguss und dessen Nachteile? Mit Nicasil deutlich längere Haltbarkeit.
    Einen Zylinder mit Gussbuchse ebenso lange fahren zu können erfordert mehrere Nachschliffe
    und ca. doppelte Kosten inklusive Zwangspausen. Die Leistung des Nicasil Zylinders ist zudem höher.
     Beschichtung und Kolben sind hochwertig aus Italien. Kein Billig Nachbau."


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    Das erste was mir durch den Kopf ging: "Verdammte Axt, warum hab ich den S80N nicht genommen, der war aus einem Guß, Scheiss auf die Optik"
    Da schellerte mir noch Reichs Satz vom Telefonat im Kopf: "Wenn der beim Einfahren nicht festgeht, hält der ewig..."

    Ja jetzt schlagt mich, das wäre im Projekt der richtige Zeitpunkt gewesen, um den Scheiss zurück in den Karton zu stecken und zurückzuschicken...
    .. nochmals wochenlang am Telefon oder vorm Klimperkasten, dann evtl. noch der Kohle hinterherrennen, mir graut es...

    Also rauf mit dem Ding,

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    alles montiert, eingestellt, Quetschkante gemessen, Vergaser- & Zündungssetup und los gehts. Nach dem ersten Start klang das metallisch und nicht gerade toll, was da aus dem Zylinder kam.
    Der Feuersteg war im Kopf allerdings frei, das habe ich gemessen. Nun erstmal fahren. Die ersten Kilometer wurden zaghaft abgerissen, ich hatte das ganze Geläppe und die Verjüngung im Zylinder im Kopf.
    Dann wurde die Leistung gesteigert. Die Leistungsentfaltung war ziemlich chaotisch: Leistungsloch bei: 5300 u/min; 6600 u/min; 7800 u/min.
    Die Abstimmerei über den Vergaser brachte kaum etwas. mit dem RVFK20 wurde es untenrum etwas besser. Per Mail bekam ich paar Tipps vom Reich, die etwas halfen, aber nur zum Teil...

    Dann bekam ich bei mäßiger Fahrt einen Klemmer. Nun aber runter mit dem Bettel.
    Der Klemmer selbst wa nicht schlimm, keine Riefen, allerdings beachte man das Tragbild des Kolben (Hier kommt die Läppkunst zur Geltung), sowie den Luftspalt am Einlass ...

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    sowie das Laufbild des Zylinders...

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    Nach weiterer Begutachtung wurde auch der Grund für die Leistungslöcher erkannt...
    Da hats der Reich fertiggebracht, die Kanäle in den Zylinder zu zaubern ohne auch nur 1x abzurutschen und dann versaut er die ganze Arbeit, indem er die Buche um 5° verdreht zur Sollposition einpresst, allerdings waren Ein- und Auslass passend angesetzt. Das Festhalten per Kamera war schwierig. Man beachte die Verdrehung am Überströmer:

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    Nun mit Erwärmen und Geduld an die Presse gestellt, schliesslich wollen wir die Buchse nicht zerstören...

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    Auf dem Bild wurden die Überströmer passend bearbeitet, nicht einfach ohne die Beschichtung zu zerstören.
    Letztendlich wurde die Buchse wieder passend eingepresst, der 5.Überströmer mit geeignetem Mittel verschlossen und alle Teile wieder assembliert.
    Es wurde wieder einige Zeit zaghaft gefahren und schliesslich ein Belastungstest durchgeführt. Das Ergebnis kommt nun schon eher an das bestellte Ideal ran. Garnicht schlecht, untenrum fahrbar, obenrum Power satt. Doch lange Zeit ging das nicht gut und es folgte ein weiterer Klemmer. Dabei gab es seitlich am Kolben Klemmspuren und die Beschichtung hatte sich an der Stelle gesetzt, das Grundmaterial wurde verdichtet.

    Ja das Lehrgeld an der Stelle war schon unangenehm, aber ein Zurück gab es nicht. Das Ideal vom Nicasilzylinder war immernoch vor Augen. Ich entschloss mich die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Der Projektdefibrillator wurde angesetzt. Erstmal wurde ein neuer Kolben ausfindig gemacht und geordert. Der verwendete Athenakolben war nicht unbedingt schwer zu finden:

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    Dann folgte ein Fachgespräch mit der Fa. Zweirad-Wiebusch aus Bielefeld um die ideale Legierung für die neue Laufbuchse ausfindig zu machen, und schon startete die Buchsenherstellung:

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    Kanäle wurden eingearbeitet:

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    Bilderanzahl erreicht, Folgebeitrag in Arbeit...

  • Also ganz ehrlich... bevor ich gelesen habe schaute ich mir die ganzen 20 Bilder an und fragte mich dabei schon was für ein möchtegern tuner da seine finger drinn hatte. Für sowas noch geld zu verlangen ist ja schon fast ne straftat, alleine wenn man schon sieht wie dort "versucht" wurde was zu fräsen, von der kannte im einlass der buchse spreche ich erst garnicht.
    Da weiss ich wieso ich in meinen 25 jahren simson tuning noch nie was gekauft habe... erstens weil eh alles nur 0815 fährt, am ende wird es wie bei uns früher auch wenn wir was unter kumpels verkauft haben auf das setup geschoben und zweitens weils sehr sehr selten ist das man arbeiten sieht die nicht CNC gemacht sind und dazu dann noch mit liebe. und deine bilder hier sprechen für sich, dass ist nicht mit liebe sonder wegen geld schnell daher gepfuscht...

  • Teil 2...

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    Die Buchse wurde angepasst und eingesetzt...

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    Dann gings ab zum Beschichter. Habe das Feedback bekommen, dass die Athenakolben nicht das Gelbe vom Ei sind, Gottseidank habe ich den passenden Barikip P409 gefunden und geordert. Die Maße sind zum Athena baugleich...
    Auch seien die Athenabeschichtungen mangelhaft, da viel zu wenig Siliziumbestandteile erhalten sind. Erkennbar daran, dass sich diese mit herkömmlichen Honleisten für Grauguß honen lassen.
    Der Kolben kam dann mit 6 Wochen Lieferzeit zum Beschichter und der Zylinder 3 Wochen später zu mir, was für ein Ergebnis, geilo:

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    Nach dem Aufbau ging es dann sofort los, auch hier war das Laufgeräusch durch ein Rasseln begleitet. Nach ganzen 3 Kilometern hab ich den Zylinder wieder demontiert, das Ergebnis folgendes:

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    Alter Schwede, 0,23mm Konizität... Was hatten die Jungs bei Barikit da vor? Doch was nun?
    Zum Glück hatte ich noch den Athenakolben, dier hat eine Konizität von 0,09mm. Beide waren für das Bohrungsmaß Ã˜ 47,6mm für beschichtete Zylinder ausgelegt (Laufspiel = 0,05mm).

    Etwas verunsichert eingebaut und los gings. Das Gerassel war weg. Erstmal vorsichtig paar km abreissen und auf Betriebstemperatur bringen. Nun nach 300km das Fazit.
    Der Zylinder geht wie die Wutz. Untenrum gute Fahrbarkeit und obenrum Leistung satt. Die Mängel des Reichzylinders wurden genommen, die Buchse ist nach oben 2mm und nach unten 7mm länger, um die komplette Führung sicherzustellen. Die Höhe der Überströmer wurden zudem an den Hub des Simsonmotors angepasst.
    Das Laufgeräusch und die Sicht in den Auslass verrät, dass alles geklappt hat. Kein Hochleistungszylinder, aber Alltagstauglich in vernünftigem Rahmen. So wie ich es mir vorgestellt habe.

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    Nun mal sehen, wie er sich auf lange Sicht macht. Mich würde die Leistung mal interessieren...

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    Viel Spass beim Lesen und Vorsicht beim Zylinderkauf!

    Anbei noch paar Pics vom Innenleben und Reichs Lagersitzvergrösserung:

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  • Hi,
    Also wirklich ein sehr schönes feedback zu diesem Zylinder. Liest sich wirklich toll, Hut ab an den Verfasser.:rockz: So was aus den Händen einer "Tuningfirma" zu sehen ist echt nicht vorstellbar und einfach nur schlecht! Man würde es nicht glauben wenn es dieses Forum hier nicht geben würde. Schade das sich der Erbauer dieses Zylinders hier nicht mehr zu Wort meldet!

  • Sehr interessanter Thread :thumbup:
    Auch dein Ziel einen haltbaren Tuningmotor zu bauen finde ich sehr gut
    Aber was hast du am Ende für den Motor bezahlt, wenn man das "Lehrgeld" nicht mit rechnet?

    SIMSON Für alle Tage - für viele Jahre

    K2TF :evil:

  • Wahnsinn welche Arbeit du dort rein gesteckt hast. Ganz unerfahren bist du ja auch nicht, liest und sieht man. Finde ich richtig toll, der beste Theard bisher im Jahr 2014!
    2/10 Konizität sindn bisschen dolle, aber 15/100 habe ich auch schon geschliffen, ist eben immer wie die themische Belastung vorhanden ist. Viel Freude mit deinem neuen Motor, das ist mal was dickes und besser als manch BigBore wie ich finde.

  • Danke für das positive Feedback. Der Athenakolben hat mich ca 38€ gekostet und die Beschichtung 240€. Rohmaterial war nicht teuer (Reststeppel).
    Nerven und Zeit nicht mit einkalkuliert. Das Ärgerliche sind die Kosten, die hätten vermieden werden können. Die KW und der Ronge Primär haben ca. je 150€ gekostet und das Stützlager 65€. Am Ronge Primär führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Ich konnte es noch nie verstehen, warum die Primärteile nicht einsatzgehärtet wurden. Ps.: Reich meinte dazu: "Der Primär sollte die Schwachstelle im Getriebe sein, da von aussen zugänglich. Das Motorspalten bleibt einem so erspart." Leute, Leute... das darfste keinem erzählen.

    Bezüglich Nicasil, so kann man lange Freude dran haben: Anbei mal paar Pics des alten Polinis, ist ca 45.000km gelaufen. Kolben ist der 2. drin (Toleranzklasse B) weil ich damals dummerweise zu dickes 2-Taktöl in die Getrenntschmierung der Aprilia gekippt hab. Die Beschichtung hat noch ausreichend Dicke. Mit Nachhonen ist sogar noch ein Kolben mit Toleranzklasse C drin. Das Teil liegt schon 10 Jahre in der Kiste rum, mal sehen was draus wird... Einmal war er ja schon auf der Simson 8). Neubeschichten würde ich ihn nicht, den Zylinder bekommt man heute noch für rund 170€...
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  • Sehr guter und fachlich fundierter sowie mit guten Bildern hinterlegter Beitrag.Persöhnlich hätte ich wahrscheinlich den Motor wieder zurückgeschickt.Zu der Thematik der ausführeneden Firma möchte ich nichts weiter schreiben hatte nur einmal dort Teile erworben.mfg

    Simson

  • Verwendet wurde AlMgSi1. Wichtig ist dabei die Zugfestigkeit >280 N/mm² sowie die Brinellhärte >70HB. Dieses Material eignet sich zudem gut zum Beschichten. Rohling-Ø = 70mm. Findet man auch bei Ebay.
    Siehe das Datasheet: http://www.schmolz-bickenbach.de/fileadmin/file…aetter/6082.pdf

    Hab auch noch einen Steppel AlMgSi0,5 hier rumliegen, aber das war mir zu grenzwertig.
    Wichtig ist bei dem Vorhaben, das Teil nach dem Einschrumpfen bei Vollgas in den Backofen zu stellen, damit die Restspanungen rausgehen, sonst kanns passieren, dass die Buchse nach dem 1.x Warmfahren krumm ist :-o

    Simson S70E, G85+, Stock85
    Simson S70, LT90Reso

    Simson S51E Stino
    MZ ES250/2 Bj.68 5GG 275ccm
    Stihl 08S 56ccm 3,4PS
    Werus ES35 C

    Farymann Typ D

    Meine drei Buben heißen alle Fritz, außer der Karl, der heißt Schorsch.

  • Grundsätzlich muss erstmal unterschieden werden zwischen den Betrieben welche die Beschichtung anbieten. Diese führen in der Regel das Feinbohren, Vorhonen und das Fertighonen durch. Dieser wird den Zylinder zum Beschichter seiner Wahl schicken. Wo er das macht ist sein Geheimnis. Beschichtungsbetriebe gibts nur ca. eine Hand voll. Die Beschichtungsdicken könne auch variieren. Ich denke zwischen 0,1 und 0,5mm liegt die Wahrheit. Ich hatte mal einen Zylinder mit einer Abplatzung, da waren es mehrere Zehntel. Vergiss das µm-Geschwafel. Wenn du einen Anbieter hast, solltest du Kontakt aufbauen um auf seine Vorbearbeitungswünsche eingehen zu können.

    Da ich aufgrund der Bohrungslänge nur einen passenden Halter mit negativer Schneidengeometrie (Stahl / Gußbearbeitung) da hatte, gab das im Aluminium ein riesen Geschwinge. Deswegen bin ich grundsätzlich schon weiter auf Untermaß gegangen.


    In meinem Fall hab ich 0,4mm im Ø draufgelassen.

    Fertig-Ø : 47,6
    Dreh-Ø : 47,2

    Du musst bedenken, wenn du zu knapp ans Fertigmaß dran gehst, nimmst du dem Betrieb die Chance, dass die Bohrung nach der Vorbearbeitung auch sauber wird. Zu großes Maß führt natürlich dazu, das die Anfasung der Kanäle keinen Sinn macht. Laut Rücksprache mit meinem Beschichtungsanbieter ist die Entgratung der Kanäle überflüssig. Besonders an den Übeströmern. Am Auslass sind die Kanten leicht gebrochen, Der Querschnitt ist da aber auch lange nicht ausgereizt.

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  • Okay gut danke für die Info! Mit der Anfasung der Kanäle das kommt, wie du schon sagtest, immer auf die Breite und die Form des Kanals an. Bei zum Beispiel 70% Kanalbreite und rechteckiger Auslassform mit kleinen Eckenradien ist das schon wirklich zu empfehlen.

    Wird die Buchse vor dem Beschichten wirklich gehont? Feinbohren kann ich mir vorstellen aber Honen mag ich nicht so recht glauben.


    MfG

  • Ich hab ihn bei Zweirad Wiebusch beschichten lassen und mit ihm paar mal telefoniert. Es sprach von Feinbohren und vorhonen. Bei Rimotu wird auch vorgehont. Denke so bekommst du schon im Vorfeld eine qualitativ hochwertige Bohrung. Wenn das Feinbohren verläuft, bzw hohe Zylinderformabweichungen hat, wirds nach dem Beschichten schwierig, dies mit den Diamantleisten auszugleichen, da der Abtrag um ein vielfaches geringer ist.. Allein vom Prozess her machts für den Beschichter schon Sinn. Wie grob die Oberfläche direkt nach dem Beschichten ist, weiss ich nicht. Das hab ich noch nie gesehen...

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