Vergleich verschiedener Zündsysteme

  • Für einige stellt sich die Frage, worin der Unterschied besteht, wenn ein Rotor einer Zündanlage eine geringe Masse aufweist, als die eines anderen Systems. Wie groß sind die Auswirkungen tatsächlich, merkt man einen Unterschied im Fahrbetrieb? Wie wirkt es sich auf die Laufkultur eines Motors aus und etc., wie sind eure Erfahrungen dazu?

    In einigen Threads wurde das Thema bereits angeschnitten und sich gewünscht die verschiedenen Systeme mal Zahlenmäßig gegenüberzustellen aber um dort zu viel Off-topic zu vermeiden hier ein separates Thema.

    Im Anhang drei Zündsysteme im Vergleich, einmal die RZT Delta 19, die Vape A70R sowie der Rotor der Serienzündanlage. Zusätzlich als Vergleichsgröße noch die Serienkurbelwelle der M500er Baureihe. Verglichen wird hierbei ein Beschleunigungsvorgang, bei dem die Motordrehzahl um 4.000U/min innerhalb von 7 Sekunden angehoben wird. Das Drehmoment welches hierfür erforderlich ist steht für den Beschleunigungsvorgang des Fahrzeugs nicht zur Verfügung, weil es dem Rotor und der KW unmittelbar als Rotationsenergie zugeführt werden muss. Das elektromagnetische Widererstandsmoment der Zündanlage findet hier keine Berücksichtigung, es handelt sich hierbei nur um die reine Massenträgheit der Systeme.

    Addiert man die Werte der Kurbelwelle und dem Rotor erkennt man, dass bei einem Prüfstandslauf (Trägheitsrolle) mit den Serienkomponenten in der hier vorgegebenen Hochlaufzeit von 7 Sekunden, für die Komponenten Kurbelwelle und Rotor (vor der Kupplung), schon mal knapp 0,2Nm zu wenig gemessen werden. Das sind beim Seriendrehmoment von 5Nm immerhin 4%, das würde auch erklären weshalb mit Fremdzündsystemen (geringer Massenträgheit) immer höhere Motorleistungen ermittelt werden.

    Das bedeutet, die ermittelte Mehrleistung ist in erster Linie auf einer Messungenauigkeit basieren kann und tatsächlich gar keine Mehrleistung generiert wird, die Fahrleistungen steigen zwar tatsächlich bei einem Beschleunigungsvorgang an aber die Dauerleistung bleibt davon unberührt.

    Würde man die Meßzeit jetzt noch verkürzen, würde der Fehler exponential größer werden, das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Der Einfluss der Massenträgheit des Zündsystems verringert sich relativ mit steigendem Motordrehmoment, bei Seriennähe ist der Einfluss demnach am größten.

  • Hallo!

    Hast du schön und anschaulich erklärt. Das macht für viele auch erkennbar, dass dieses geringere Polradgewicht je stärker ins Gewicht fällt desto kürzer die Beschleunigungszeit ist (in niedrigen Gängen fühlt man das subjektiv viel stärker) bzw man es am meisten spürt komplett ohne Last im Leerlauf, wo die die Beschleunigungszeit (bzw Zeitspanne zum Hochdrehen) nur wenige Zehntel sind anstatt mehrerer Sekunden.

    MfG RZT

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  • Die Abhängigkeit zur Beschleunigungszeit lässt sich in einem Diagramm sicherlich etwas anschaulicher darstellen als die Zahlenwerte für ein festes Zeitintervall, werde mir dazu mal paar Gedanken machen wie man das am besten visualisieren kann.

  • Eine sehr schöne Übersicht. Wie sieht denn dein Versuchsaufbau dazu aus? Oder hast es rein rechnerisch gelöst? Könntest du in den Versuch auch noch eine Ignitechzündung mit integrieren? Weshalb hast du einen Vergleich zwischen den Rotoren und der Kurbelwelle gezogen?
    Was noch interessant wäre, wenn man verschiedene Kurbelwellenausführungen (alle mit dem gleichen Hub) und davon diejenige, die am besten abschneidet, nochmal mit verschiedenen Hüben untersucht.

  • Die einzelnen Trägheitsmomente sind rechnerisch ermittelt worden, hatte mich erst mit einem Versuchsaufbau beschäftigt, Abrollversuche oder Pendelversuche, was sich jedoch als viel zu aufwendig herausstellte. Weiterhin steht mir zum Bsp. der RZT-Rotor physisch nicht zur Verfügung, da blieb nur der Rechenweg übrig, hier hatte mir Leo02 und Heiko die erforderlichen Werte übermittelt.

    Die Darstellung zur Kurbelwelle war mehr Informativ und zielte auf die Leistungsmessung mit einer Trägheitsrolle ab, hierzu gehört natürlich noch der Kupplungskorb und das Primärritzel, wobei der Kupplungskorb nur mit ca. 1/3 der KW Drehzahl läuft aber dennoch eine recht hohe Trägheit aufweist. Sämtliche Trägheitsmomente welche sich vor der Kupplung befinden (Polrad, Kurbelwelle, Kupplungskorb) könne ja vom Prüfstand nicht erfasst werden, weil sie bei der Schleppmomentmessung abgekoppelt sind. Je nach Beschleunigungszeit wird der Fehler dann größer oder eben auch kleiner.

    Im Endurosport werden manchmal die Rotoren etwas aufgelastet um die Aggressivität der Motoren zu bändigen und somit den Schlupf am Hinterrad etwas länger zu unterbinden. Im Zeitalter der elektronischen Einspritzung lässt sich das natürlich mit dem Mappingschalter beeinflussen.

    Will man jetzt zum Bsp. das Anfahrverhalten (Schwungmoment) mit einem leichteren Rotor wieder auf das Niveau der Serie haben, kann man Diesen entsprechend auflasten. Wie groß die Auflastung ausfallen muss lässt sich damit sehr einfach und präzise berechnen und bedarf keiner aufwendigen Versuche.

    Die Ignitech ließe sich natürlich mit integrieren, Voraussetzung sind entsprechende Zuarbeiten bezüglich der relevanten Geometrien. Für die MVT-Zündung besteht wohl auch Interesse, jemand hatte da wohl noch eine im Regal liegen.

  • Na wenn du den Wert für die Ignitech gleich so hast wird es ganz einfach.

    Das gesamte Trägheitsmoment für den Motor zu ermitteln ist recht aufwendig durch das Schaltgetriebe, weil jedes Losrad mit seiner eigenen Drehzahl läuft, da hattest ja einen schönen Rechenspaß. Habt ihr das für alle Gänge ermittelt oder nur für Einen, das Moment wäre ja mal ganz interessant, vermutlich ist gar nicht so hoch, weil die Drehzahlen recht gering sind.


  • Die Ignitech ließe sich natürlich mit integrieren, Voraussetzung sind entsprechende Zuarbeiten bezüglich der relevanten Geometrien. Für die MVT-Zündung besteht wohl auch Interesse, jemand hatte da wohl noch eine im Regal liegen.

    Ich hätte einen Ignitech Rotor zur Hand und könnte den mal vermessen wenn es Sinn macht. Wiegt 125 Gramm und der größte Außendurchmesser beträgt 50mm + Fahne.

  • Unterm Strich bleibt zu sagen, dass die Massenträgheit des Polrades dem Einsatzzweck und dem Hubraum anzupassen sind.
    Bei beschleunigen ist es herzlich egal, ob dort eine Vape oder eine PVL dran hängt, gefühlt wirken die Motoren mit kleineren Momenten immer stärker, was so aber nicht der Fall ist.

    In dieser Rechnung sind zudem keine Unwucht oder Lagerspiel berücksichtigt.


  • So ähnlich hab ich das auch schon vermutet, da auf der Kurbelwelle ja dann nicht wirklich viel aufgeschraubt ist bis auf den Geber. Für die Rennstrecke ist die Ignitech ideal. Für die Straße eher weniger.


    Was man auch nicht außer Acht lassen sollte ist die Kupplung, wie man im Diagramm sieht spielt die auf Grund ihrer hohen Masseträgheit bedingt durch den großen Durchmessers und Masse, auch eine nicht unerhebliche Rolle. Berechnet ist das mit der Serienuntersetzung von 20/65, wenn man jetzt mit einem Primär von 18/53 am Start ist, hebt sich das ganzen, durch die Drehzahlerhöhung, noch weiter an, auch die Anzahl der Kupplungsscheiben fällt hier ins Gewicht. Wie man sieht, müssen selbst bei einer Beschleunigungszeit von 10s noch immer 0,2Nm aufgewendet werden. Welcher Prüfstandslauf geht schon über diese Zeitdauer, meist nur die Hälfte oder noch kürzer.


  • Was man auch nicht außer Acht lassen sollte ist die Kupplung, wie man im Diagramm sieht spielt die auf Grund ihrer hohen Masseträgheit bedingt durch den großen Durchmessers und Masse, auch eine nicht unerhebliche Rolle. Berechnet ist das mit der Serienuntersetzung von 20/65, wenn man jetzt mit einem Primär von 18/53 am Start ist, hebt sich das ganzen, durch die Drehzahlerhöhung, noch weiter an, auch die Anzahl der Kupplungsscheiben fällt hier ins Gewicht. Wie man sieht, müssen selbst bei einer Beschleunigungszeit von 10s noch immer 0,2Nm aufgewendet werden. Welcher Prüfstandslauf geht schon über diese Zeitdauer, meist nur die Hälfte oder noch kürzer.

    Mir gefällt das Du so tief in die Materie einsteigst. Wo du die (Serien) Kupplung schon mit ins Spiel gebracht hast. Wäre doch eine Erweiterung der Massenträgheitsmomente der gängigsten Kupplungen eine sinnvolle Ergänzung? Mich jedenfalls würde es interessieren wie groß der Unterschied vom starren zum ruckgedämpften Primärtrieb ist.

    Die unterschiedlichen Kupplungspakete werden vermutlich einen geringen Einfluß haben, hier könnte man ja zur Vereinfachung ein "Std." 6 Lamellen Paket mit denen von RZT R6/7 vergleichen?

    Und zu deiner Annahme das eine "längere" Primärübersetzung die Drehzahl erhöht. Mit längerem Primärtrieb wird die Drehzahl am Korb ja gesenkt und somit auch das Massenträgheitsmoment.

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