Zylinder und Kolben Tempern / Wärmebehandlung

  • Ich habe mich mal in dieser Woche mit der Wärmebehandlung vom Zylinder & Kolben nach dem Bearbeiten beschäftigt. Zu Verfügung stand ein Simson DDR-Zylinder, Almot Zylinder, MZA 1-Ring Kolben, Barikit 1 Ring Kolben.
    Zusammensetzung DDR-Zylinder: AL 82,10%, Si 17,60% .......... Buchse GG-20 (EN GJL 250),-der Almot Zylinder hat einen höheren Si-Anteil und weniger AL und etwas mehr Cu. Er ist also recht hochwertig vom Material her (die werden alte Kolben zum giessen verwenden).Vom Guss her(Buchse) nimmt er sich nichts mit der DDR-Gussbuchse. Ist also auch ok.
    MZA 1 Ring: AL76,70%, Si18,60%, Mg 2,69%, Cu 0,90%, Ni 0,74%, Fe0,38%
    Barikit 1 Ring: AL 74,30%, Si 23,40%, Cu 1,15%, Ni 0,98%, Fe 0,20%.(der BK-Kolben ist härter.)

    Der Alu-Zylinder(Kühlkörper) wird wie folgt getempert: 4h-120Grad, 2h- 149Grad, 1h-250Grad.(t-min.)
    Für die Kolben (Mat. Bezeichung A413.2) wird eine Behandlung zum Spannungsabbau von 250-300Grad empfohlen(1-2h).
    Gussbuchse: 550-600 Grad-Haltezeit 1h pro 25mm Wandstärke.
    -Der Spannungsabbau bei einer Temperatur unter 400Grad beträgt nur 20-30%. Bei 500Grad beträgt der Spannungsabbau 75%. Bei Anlaßtemperaturen bis zu 250Grad ändert sich zwar die Härte nur unwesendlich aber die Sprödigkeit wird vermindert.Zwischen 250-400Grad Härte und Sprödigkeit nehmen weiter ab. Oberhalb von 400Grad nimmt die Zähigkeit zu und die Härte weiter ab.
    Almot Zylinder (Buchse und Kühlkörper vergossen): den Zylinder für ca.2h ab 250-300Grad tempern.

    MFG

  • Interessant! Hast du da Materialproben im Labor auswerten lassen? Und wie bist du auf die empfohlenen Temperatur/Zeit Werte gekommen wenn ich mal so als Laie fragen darf?
    Sollte man grundsätzlich nach jedem Neuschliff tempern oder nur nach Fräsarbeiten an Kolben, Buchse und/oder Kühlkörper?
    Und zB bei ausgebuchsten und frisch bearbeiteten DDR- Zylindern vor dem Einbuchsen Kühlkörper und Buchse einzeln und nach dem Einbuchsen Zylinder nochmals tempern wie zum Almot beschrieben?
    Zitat:
    "Der Alu-Zylinder(Kühlkörper) wird wie folgt getempert: 4h-120Grad, 2h- 149Grad, 1h-250Grad.(t-min.)"

    In der Reihenfolge oder 4h bei 120 oder 2h bei 149 Grad..?

    Grüße Karl

  • Die Materialanalyse erfolgte mit Röntgenfluoreszenzanalyse ( RFA ). Es gibt keine Reihenfölge-entweder 4h-120 Grad oder 2h 149 Grad usw.......Die Werte sind aus einer Datenbank / Programmbank entsprechend des Materials. Falls man beim DDR-Zylinder die Buchse und den Kühlkörper getrennt tempert dann bringt man auch wieder Hitze und Stress durch das einbuchsen und evt. anschließende ausschleifen. Ich würde nach dem schleifen/ fräsen die Zylinder immer wärmebehandeln.

  • Mal ne' andere Sache: warum wurden zu DDR Zeiten (und auch unter Simson danach) die Buchsen auswechselbar hergestellt? Reparatur freudlicher oder Material schonender?? Falls die Buchse mit dem Kühlkörper vergossen wird-dann hat das flüssige Alu eine Temperatur von ca. 660 Grad. Ich weiß zwar nicht wie die es bei Almot herstellen......

  • Hallo!

    Ich habe diese Woche meinen Zylinder einer Wärmebehandlung unterzogen. Ich habs ungefähr so gemacht wie du es mir empfohlen hattest:
    -Zylinder in den Ofen bei 150°C und gewartet bis der Zylinder die 150° erreicht hat
    -zwei Stunden drin gelassen und dann den Ofen abgeschaltet
    -den Zylinder im Ofen drin gelassen bis dieser wieder 70° hatte und ihn dann rausgenommen.

    Ich hab den Zylinder vor und nachher mit dem Into vermessen und konnte keinen Verzug feststellen. Es ist ein bearbeiteter RZT Basiszylinder RS900 Doppelauslass

    Der Zylinder hatte sich allerdings vorher beim Fräsen unter den Überströmern verzogen und ist dort 0,04mm kleiner gewurden. Das hat sich auch nach der Wärmebehandlung nicht wieder verändert.


    MfG Markus


  • Falls etwas verformt ist dann kann man nicht erwarten das es sich durch eine Wbh zurück verformt. Das ganze spielt sich in den Körnern bzw.Korngrenzen ab.

  • Zitat von MWtds;2865709

    Welchen möglichen Zusammenhang gibt es mit der Einfahranleitung wo Sprotzylinder warmlaufen und abkühlen gelassen werden?

    Mal so als Stichpunktfrage in den Raum gestellt?


    Das kannst Du ja mal den Hersteller der Sportzylinder fragen (nur mal so im Raum gestellt).

  • Zitat

    Falls etwas verformt ist dann kann man nicht erwarten das es sich durch eine Wbh zurück verformt. Das ganze spielt sich in den Körnern bzw.Korngrenzen ab.

    Das hab ich auch nicht erwartet, ich hab das nur der Vollständigkeit halber mit dazu geschrieben;-)

  • Falls ein Bauteil außer Kontur oder Maße außer Limit sind wird folgendes gemacht: weichglühen des Bauteils, kalt richten, dann wird das Teil mit einer Vorrichtung verschraubt und anschließend mit der Vorrichtung Rekristallisationsgeglüht (im Vakuum).

  • Erstmal großes Lob an den TE, das mit der Materialanalyse ist ja sehr aufschlussreich. Wie muss ich mir die RFA vorstellen, ist das ein zerstörungsfreies Verfahren? Kenne nur die Spektralanalyse, danach sind die Teile allerdings zerstört.

    Also ich hab einen Zylinder auch schon vor dem Feinbohren und beschichten getempert. Ich denk halt, das dass Verfahren am meisten vor der Endbearbeitung Sinn macht. Sollten bei fertig bearbeiteten Teilen Restspannungen frei werden, würd sich das Teil doch geometrisch verändern und kann schwer korrigiert werden. Bin da aber Laie auf dem Gebiet und kein Verfahrenstechniker (eigenes Volk)...

    Betrieblich glühen wir vor allem die im Winter angelieferten GGG50 Teile, weil sie unser Lieferant ab unter 300 Grad raus in den Schnee stellt (Österreich). Angeblich passiert unter 300 Grad nichts mehr, komischerweise verziehen sich die Teile während der Bearbeitung und sämtliche Wendeschneidplatten fliegen uns um die Ohren...

    Simson S70E, G85+, Stock85
    Simson S70, LT90Reso

    Simson S51E Stino
    MZ ES250/2 Bj.68 5GG 275ccm
    Stihl 08S 56ccm 3,4PS
    Werus ES35 C

    Farymann Typ D

    Meine drei Buben heißen alle Fritz, außer der Karl, der heißt Schorsch.

  • Bei der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA, englisch XRF für X-Ray Fluorescence Analysis) wird die zu untersuchende Probe mit Röntgenstrahlung aus einer Röntgenröhre bestrahlt und dadurch zur Eigenstrahlung angeregt. Die von der Probe kommende Röntgenstrahlung besteht aus verschiedenen, von den einzelnen Elementen der Probe erzeugten charakteristischen Wellenlängen. Durch die qualitative Bestimmung dieser charakteristischen Wellenlängen läßt sich feststellen, welche Elemente in der Probe vorliegen. Durch die quantitative Bestimmung der Intensität der einzelnen Wellenlängen kann ermittelt werden, in welcher Konzentration ("wieviel") des jeweiligen Elementes in der Probe vorhanden ist. Das Gerät hat auf der Oberseite eine Datenbank (sieht aus wie ein Smartphone) auf der sind tausende Materialen mit Ihrer Zusammensetzung gespeichert. Anhand der Zusammensetzung der bestrahlten Werkstücks zeigt das Gerät dann das jeweilige Material mit Bezeichung und Zusammensetzung an.

    [Blockierte Grafik: http://www.bruker.com/typo3temp/pics/Tracer-III-SD_Handheld_x--Kopie_19bc5fd73a.png]
    .

  • Sau gut! Grad mal das Produktvideo bei Bruker angeguckt. Damit hat man ja im Handumdrehen ein Ergebnis, ohne eine halben Tag aufs Labor warten zu müssen :)

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  • Und wenn das Teil auf der Arbeit erstmal richtig schmackhaft gemacht wurde, lässt es sich auch prima ausleihen :D

    Am Ende haben wir schon so ein Teil im Labor und die drücken sich jedesmal nur so lange mit Kaffee trinken rum :-D:-D

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