SZ-Bearbeiten - M541 Optimierung

  • Hallo miteinander,

    ich lese hier schon eine Weile als Gast mit, sehr spannend was Ihr hier so macht!
    Ich habe mir eine "Neuaufbau" S51 gekauft und eingefahren um nach und nach
    herauszufinden was alles so Vernachlässigt wurde beim Neuaufbau...
    Und leider schafft sie bisher gerade so mal die 60km/h anzulecken. :strange:
    Daher jetzt mein Ansatz die Serienfehler auszumerzen und ein wenig die
    Steuerzeiten zu korrigieren bzw. anzupassen.

    Als erstes habe ich die ganzen Standard Sachen gemacht:
    -Neue Lager in die Naben (Waren kaputte orig.-DDR drin...)
    -Bremsen gängig gemacht und optimal eingestellt, ohne Schleifen.
    -Reifendruck korrigiert.
    -Getriebeöl gespült und gewechselt.
    -Leichtgängigkeit Antriebsstrang überprüft.
    -Vergaser eingestellt.
    -Kerzenbild überprüft.
    -AOA1 eingeschränkt ausgeführt: 5cm kürzerer Krümmer, 1x10mm Bohrung,
    Einsatz dicht-gebördelt und Auslassrohr leicht aufgeweitet.

    Der AOA1 Umbau hat Leistungsverlust erzeugt, daher das eine Loch wieder verschlossen
    und den Einsatz dicht gebördelt. Danach wieder Originalleistung & bissl Drehfreudiger im 3. Gang.
    Sagt mir dass der Auslass noch Suboptimal geformt ist...korrekte Vermutung?

    Also habe ich mal den Kopf abgenommen um mir mal den Auslass und die Überströmer anzusehen.
    Ergebnis: Einige Kanten und Grate bei den Materialübergängen, ABER die Überströmer stehen mit
    der Unterkante locker 1,5~2mm unter der Kolbenkante bei UT!
    Hab jetzt gelesen dass es durchaus mal vorkommt bei DDR Zylindern... :wacko:

    Was jetzt für mich noch ansteht:
    -Kompression messen
    -Kolben bzw. Zylinder auf Laufspuren prüfen.
    -OT Markierung überprüfen und ggf. korrigieren.
    -Zündung mit Pistole richtig einstellen.
    -Portmapping erstellen.

    Danach würde ich entscheiden ob es Sinn macht mit der Fußdichtung zu arbeiten um
    die SZ zu korrigieren und den Kopf zu planen(Oder ne Kopfdichtung einbauen), oder die
    Kanäle etwas anzupassen ohne jetzt Richtung zu scharf zu gehen.

    Das Ziel wäre eine Abstimmung bei der ich lediglich ein wenig hochdüsen muss ohne einen
    größeren Vergaser einzubauen. V-Max sollte bei 65-70 liegen. Also Drehzahlband etwas
    erhöhen ohne im Keller zu viel zu verlieren.

    Seht Ihr das als realistisch, oder träume ich hier nur vor mich hin?

    Achja, was so verbaut ist:
    -Vape
    -BVF 16N1-11
    -HD: 72, LLD: 35

    Und ein paar Bilder vom Zylinder und den Kanälen:


    Falls euch die Kennungen am Zylinder was sagen, bitte weitersagen!
    Im Kreis: 036, Markierung oben: G

    Achja, kurz zu mir:
    -Techniker mit ein paar Jahrzehnten Erfahrung im Maschinenbau, Zerspanung,
    grundlegendes Wissen über 2-Takter bzw. Strömungsmaschinen.

    Grüße, der Zerspanerich! :cheers:

  • Vermutlich warten nur alle auf deine Messergenisse.

    -Kompression messen
    -Quetschmaß messen
    -Zustand Auspuff prüfen
    -Zylinder- Kolbenverschleiß messen
    -Kolben bzw. Zylinder auf Laufspuren prüfen.
    -OT Markierung überprüfen und ggf. korrigieren.
    -Zündung mit Pistole richtig einstellen.
    -Portmapping erstellen.

  • Hi Flymo,

    danke für die Erklärung!

    Ich habe gehofft das wer vielleicht sagt dass dies locker drin ist oder
    jenseits der Realität ohne X, Y oder Z zu bedenken.

    Interpretiere ich das richtig, dass die Herangehensweise in Ordnung scheint?

    Grüße und thx!
    :rockz:


  • Und zu aller erst muss er erst mal den Fräser in den Zylinder halten, damit da am Schluss 65-70 raus kommt.

  • Was ist dein Ziel? Wenn er halt 70 gehen soll fräse ihn um auf 150 120 175, behalte die Breiten Ü und E bei, dreh den Kolben rum und mach den Auslass auf 68% Breite der Bohrung. Achtung rumdrehen geht nur, wenn das Auslasshemd breit genug ist.

    ---->bitte HIER klicken <----

  • Moin miteinander,

    so sieht es nun aus...:

    Quetschmaß: 1,9mm bei 0,8mm Abstand OK-Kolben zu OK-Zylinder.
    Gemessen mit Kopf ab und Lötzinn quer auf den Kolben gelegt.
    Fußdichtung: 0,55mm + Dichtmasse. Kann ja so nichts werden.


    Kolben: Komplett zermackt.
    Warum? Der "Motormonteur" hat keinen einzigen Grat am Zylinder entfernt.
    Alles schön scharfkantig! Und das bei einem "regeneriertem" Motor und
    Neuaufbau S51 für richtig Geld.


    Zylinder:
    Überall scharfkantig und ca 1mm Buchsen-Überstand am Auslass.
    Hier ein Spur von dem Einzigem "Versuch" zu Entgraten, war wohl nicht so
    talentiert der Monteur, gleich ausgerutscht und hat ne Macke hinterlassen.
    Daraufhin hat dieser sich entschieden gar nicht zu entgraten.
    Hier ein Bild davon:


    Auslass, die untere Kante steht ca 1mm über dem Alu-Guss:


    Also, murks. Dieser Schrauber wird nicht weiterempfohlen.

    -Was würdet Ihr denn machen? Wäre vor die Hütte Kacken genug, oder
    sollte ich mehr Nachverdichtung ansetzen?
    :hammer:

    Dann mach ich mich mal daran die Probleme zu beheben...bis nachher!
    :cheers:

  • Also mal bissl hübsch gemacht die Schose, moin dann ab zum Schleifen vom Zylinder.

    Auslass bereinigt und etwas abegrundet:


    Und ein wenig die Kanten am Zylinderfuß abgerundet, Überströmkanäle angeglichen:


    Weitere Bilder vom Zylinder erst nach dem Hohnen, dann schau
    ich mal ob da noch mehr Fase an die Kanäle ran muss.

    Soweit hoffe ich dass ich sie zu 65km/h kriege ohne an die Steuerzeiten ran
    zu gehen, nur mit Kanaloptimierung und nem nicht zermacktem Kolben.
    Wenn so nicht, dann weiterschauen.

    Schönen Feierabend, Ahoi! :cheers:

    PS: Eine Sache muss ich lobenswert erwähnen, die Zündung war genau
    auf 1,8mm vor OT, mit Blitz geprüft.

    Und die Portmaps sind in Arbeit.

  • Wenn man das Schadbild vom Kolben betrachtet läuft hier was gewaltig schief und das im wahrsten Sinne des Wortes.

    Hier hat es geometrische Abweichungen in der Kolbenführung gegeben, dabei kommt es zum Schräglauf des Kolbens im Zylinder. Der Kolben hat rechts angelegen (Reibstelle am Feuersteg), auf der linken Seite kam es dann zum (Blow-by) durchblasen (Aufbrand), zusätzlich fangen die Ringe an zu flattern (schlechte Abdichtung, Pumpwirkung). Weiterhin linksseitige Reibstelle Kolbenhemd auf der Druckseite (Asymmetrie).

    Die Ursachen können vielfältig sein, Fluchtungsabweichung zwischen den Pleuelaugen (Pleuel verbogen oder verdreht), Hauptlagergasse fluchtet nicht zur Gehäusedichtfläche (Gehäuse nicht Nummerngleich, versetzt montiert), Dichtfläche Zylinderfuß nicht winklig zur Zylinderbohrung (Zylinder schräg gebohrt), Rundlaufabweichung Kurbelwelle (verdrehte Hubscheiben), unterschiedliche Anzugsmomente bei der Montage des Zylinders.

    Aktueller Kolben Nenn-Dmr. von 38,73 entspricht schon dem 3. Ausschliff, daher beim nächsten Schliff auf jeden Fall die Fußdichtfläche mit überdrehen lassen.


  • Wenn man das Schadbild vom Kolben betrachtet läuft hier was gewaltig schief und das im wahrsten Sinne des Wortes.


    Jup! Da gebe ich dir komplett recht, leider.

    Habe schon ein paar Geometriefehler gefunden, der Kopf hat am Fuß
    gekippelt nachdem ich alles gereinigt hatte und per Hand die Auflage
    bzw. das Kippeln ermittelt habe.
    Also mit ein paar Strichen mit dem Präzstein die hochstellen sichbar
    gemacht und eingeebnet. Dann hatt's nicht gekippelt, aber die Unterseite
    vom Zylinder ist auch nicht gerade besonders eben.

    Ich gehe davon aus dass der einseitige Grat am ÜS, der auch die Kolbenringe
    beschädigt hat, für einseitige Reibung, seitliches verkanten und das schleifen
    hinten verantwortlich sein könnte. Da ist auch ein Schleifbild im Zylinder dazu.

    Und ja, es hat zwischendurch geklimpert, die Ringe, jup. Wie Schuppen von den
    Augen...
    <_<

    Zitat


    Aktueller Kolben Nenn-Dmr. von 38,73 entspricht schon dem 3. Ausschliff, daher beim nächsten Schliff auf jeden Fall die Fußdichtfläche mit überdrehen lassen.

    Ja, das habe ich auch vor. Weil die Unterseite vom Kopf halt mackig ist.
    Aber ist es nicht so, dass mit dem Ausschliff, hauptsächlich die
    Überströmer nach unten wandern?

    Dann wäre die Steuerezeitkorrektur ja Kopf hoch und Unterseite Auslass
    nach unten angleichen, korrekt so prinzipiell? Oder hab ich da nen Denkfehler?
    Notfalls mit Kopf- und Fuß-Dichtungen arbeiten um den einigermaßen einzustellen.
    sollte aber nicht das Ziel sein ewig rumzuschubsen.

    Klingt das soweit Sinnvoll?
    Jetzaber, :cheers:


  • Tipp zum Entgraten der Kanäle:
    Kettensägenfeile!

    Damit kann man nichts versauen oder abrutschen.
    Und damit hat man "Gefühl".

    Jo, thx. An den meisten Stellen geht das ganz gut damit.
    Hab noch einen Streifen Schleifleinen an ne Schnur und dann
    durchgezogen, wird recht geschmeidig so.

    Zurück zum Thema:
    Hab mit nem Motorenüberholer geredet und der meinte dass die Ursache
    eher in der Geometrie zu suchen ist. Irgendwas war schief montiert.
    Und der Zylinder hat noch ein paar weitere Probleme, wie, nicht konzentrisch
    gebohrt... Schänder...echtmal!
    Also nen geschliffenen DDR Zylinder plus Krams geholt.

    Das Geometrieproblem habe ich noch weiter ermittelt. Der Motor hat eine
    Stufe von ca. 0.1mm an der Auflagefläche zum Zylinder. Also versuche
    ich mal die Stufe mit einem Blatt Papier auszugleichen und hoffe dass
    es dann geometrisch klappt.

    Solange die Lager noch in Ordnung sind, (Oder auch nicht!?) https://www.simsonforum.net/viewtopic.php?t=77865
    hoffe ich mal zum Ziel zu kommen.

    Soweit, so gut. Ahoi!

  • Bei 1/10 Versatz solltest mal nach der Ursache suchen, die Fläche im Nachgang zu planen macht keinen Sinn, weil die Welle trotzdem schräg im Raum steht. Das erklärt auch den Schräglauf des Kolbens.

    Daher wurde dort auch mit Dichtmasse hantiert, der Fehler war demnach anderen schon aufgefallen.

    Prüfe ob die Gehäusehälften nummerngleich sind, unter Umständen sind nur die Passstifte etwas ausgeklappert und bei der Montage kam es zum Versatz. Wenn die Gehäusehälften nummerngleich, sind die Gehäuseschrauben zu lösen und die Hälften zueinander auszurichten.

    Ohne das die Welle parallel zur Dichtfläche verläuft wird sich kein Erfolg einstellen.

  • Hey Flymo,

    jup das was du sagst ergibt Sinn. Ich hatte gehofft dass ich ohne das Gehäuse zu spalten
    davon komme, aber das sieht wohl nicht so aus. Ich habe den regenerierten Zylinder mit
    nem neuem Kolben montiert und 2 min. laufen lassen. Ich zieh den mal wieder ab und schau
    ob ich Spuren sehe. Danach noch mal Touschierfarbe auf den Kolben packen und per Hand
    paar mal die KW durchdrehen um das Kontaktbild zwischen Kolben und Zyl. zu ermitteln.

    Danach hätte ich eine konkrete Vorstellung wo/wie sich der neue Zyl. im Raum zum Kolben befindet.
    ->Geometriekorrektur und Vorgang wiederholen.

    Also: Ich würde gerne den Geometriefehler ermitteln OHNE das Gehäuse zu trennen.
    In der Hoffnung dass ich es hinkriege wenn ich den Zylinder entsprechend zum Kolbenweg
    ausrichte. Ich weiß dass die Vorgehensweise Pfusch ist, aber wenn die Geometriekorrektur
    ausgeführt ist, sollte es doch funktionieren, oder?

    Wäre sehr dankbar über Tipps zur Lagebestimmung Kolben/Zyl. die evtl. besser als
    meine Idee funktionieren.

    Danke für die Empfehlungen Flymo!

    Grüße & Ahoi!

  • Also bei allem Respekt (unbekannterweise), aber nach den Voraussetzungen und Erklärungen kann ich nicht ganz nachvollziehn warum Du das "neue" Zylinderkit schon laufen lassen hast.
    Die Touschierfarbe wäre hier wohl der erste Schritt gewesen...

    Und natürlich wäre es auch schön zu wissen ob die Gehäusehälften nummerngleich sind. Motordemontage dauert 10min...


  • Also bei allem Respekt (unbekannterweise), aber nach den Voraussetzungen und Erklärungen kann ich nicht ganz nachvollziehn warum Du das "neue" Zylinderkit schon laufen lassen hast.
    Die Touschierfarbe wäre hier wohl der erste Schritt gewesen...

    Hey Calle,

    vollkommen korrekt die Bemerkung.

    Der Meisterbetrieb zu dem ich den alten Zyl. gebracht habe, hat bemerkt dass
    der Zyl. wohl nicht gerade gebohrt wurde. Er hat am Buchsenbund festgestellt
    dass die Bohrung nicht mittig zum Bund oben sitzt. Das war der Grund weswegen
    ich gehofft habe das Problem so zu beseitigen.

    Aber dann kamen alle mögliche Bedenken.

    Und weiter gehts, alles wieder ab und Touchierfarbe.
    :wallknocking:

    Zitat

    Und natürlich wäre es auch schön zu wissen ob die Gehäusehälften nummerngleich sind. Motordemontage dauert 10min...

    [/quote]

    Wenn ich ne ausgerüstete Werkstatt hätte, ja. Mit meinen Mitteln ist das eher
    ne Tages-OP alles auseinander und wieder zusammen zu kriegen. Plus die ganzen
    Dichtungen, Öl besorgen... Aber trotzdem, die richtige Herangehensweise!


    Ahoi!

  • Wenn ich ne ausgerüstete Werkstatt hätte, ja. Mit meinen Mitteln ist das eher
    ne Tages-OP alles auseinander und wieder zusammen zu kriegen. Plus die ganzen
    Dichtungen, Öl besorgen... Aber trotzdem, die richtige Herangehensweise!

    Ich glaube calle meinte, dass du den Motor einfach nur aus dem Fahrzeug aushängen solltest, was auch in 10 Minuten machbar ist.
    Zum Nummern kontrollieren brauchst du nicht den gesamten Motorblock an sich demontieren.

    Warnung: Simson kann süchtig machen :rockz:

  • Danke, darum gings im Kern. (meinetwegen auch 15min ((mit Raucherpause)) ;) )

    - Krümmer ab
    - Zündungsdeckel runter und Kette öffnen
    - Limakabel-Verbindung trennen
    - Kerzenstecker abziehn
    - die beiden Schrauben in den Motorhaltepratzen raus
    (evtl. noch das Motormassekabel der Vape-Zündspule vom Block abziehn - hoffe es ist vorhanden)

    jetzt den Motor seitlich "rausdrehn" und Du hast ihn in den Händen...

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