Kolben verklemmt durch Stück Textil - was tun?!?

  • Hallo allerseits,

    dies ist mein erster Thread - und schon komme ich mit einem Problem:

    Beim Wiederbeleben einer KR51/2 ist uns gerade unnötigerweise etwas völlig bescheuertes passiert - :wacko:

    beim Checken des Zündfunkens an der ausgebauten Kerze und bei abgebautem Vergaser wird der als Behelfs- Abdeckung in den Ansaugstutzen geknäuelte Stoffstreifen vergessen und durch den im Zylinder entstehenden Unterdruck in diesen hinein gezogen und verkeilt sich zwischen Kolben und Zylinder! :eek:

    Im ersten Moment tippe ich darauf, dass wir es irgendwie geschafft haben, dass der Kolben am oberen oder unteren Totpunkt genau so stehengeblieben ist, dass der Kickstarter-Schwung es nicht schafft, die Kurbelwelle über den Totpunkt weiterzudrehen und versuche, durch weiteres Kickstarterbetätigen den Motor wieder zum Drehen zu bringen - ohne Erfolg, keine Drehbewegung, Antrieb und Motor sitzen völlig fest!

    Dann schalte ich mit der Wippe butterweich in den 4. Gang und drehe am Hinterrad mit Kraft erst in-, dann gegen die Fahrtrichtung - da fällt mein Blick auf den Ansaugstutzen mit dem fehlenden Vergaser, aus dem ein kleines Ende des als Hilfs-Staub-Verschluss in die Öffnung geknäulten Baumwoll-Streifens heraushängt - und wird mir klar, was wahrscheinlich passiert ist - von dem nach dem Abbauen des Vergasers locker als bauschiger Pfropfen in die Öffnung gesteckten, ehemaligen Schlafanzugshosen-Streifen guckt nur noch ein kurzes Ende heraus und lässt sich nicht mehr herausziehen, der Rest hat sich - vermute ich - entweder zwischen Kolben und Zylinderwand geklemmt oder vielleicht um die Kurbelwelle gewickelt!

    Da sich der Motor wie gesagt keinen Millimeter bzw. Grad dreht, liegt es wohl an ersterem - sowas idiotisches! Und jetzt kommt die Frage: WIE BEKOMMT MAN jetzt diese Textil-Verkeilung wieder gelöst?
    :(

    Wenn es jetzt ein großkalibrigeres Motorrad wäre, hätte ich keine Hemmungen, das Ding an einem Gefälle mit Gang-drin und Schwung (umständehalber rückwärts) plus gleichzeitig beim Kupplung-Loslassen als Gewicht draufsetzen mit einem Ruck übers Hinterrad zu versuchen, freizufahren (-rollen), analog zum Anschieben... (zumindest 2-zylindrige 850er Guzzis und eine 1200er Sportster habe ich - zumindest bei "leerer" Batterie - schon mehrfach angeschoben bekommen - bei Einzylindern ohne manuell beeinflussbares Dekompressionsventil war das jedoch immer aussichtslos) - bei einem zarten 50er-Motor könnte aber damit womöglich z. B. das Pleuel verbogen werden, wenn der Zylinder durch den Baumwolllappen einseitig verkeilt ist - ich weiß nicht, wo höhenmäßig die Ansaugkanal-Öffnung und die Überströmöffnung im Zylinder liegen - je nachdem wird der Kolben beim Runterlaufen das Textil verklemmt haben - das erscheint irgendwie wahrscheinlicher als dass sich der Stoffstreifen "nur" um die Kurbelwangen oder -Welle gewickelt hat - in dem Fall sollte das ganze auch nicht SO festsitzen...

    Hat wohl jemand schonmal eine ähnliche Erfahrung gemacht? Wenn der Kolben den Stoff beim Runterfahren verklemmt hat, nützt ja auch Zylinderkopf abmachen und von oben drücken bzw. per Holz mit Hammer runterschlagen nix... es müsste stattdessen von unten "gedrückt" werden...

    Man könnte natürlich auch den ganzen Zylinder abschrauben und versuchen, ihn nach oben vom Kolben abzuziehen - dabei lässt sich aber das Pleuel noch viel besser krummbiegen, wenn der Stoff-Keil richtig fest sitzt und an dem nicht mehr gerichteten Zylinder gezogen wird...

    :mellow:

    Was würdet Ihr machen? Mit Gewalt weiter versuchen? Vielleicht sind die 50er- Maschinen ja doch stabil genug und halten das aus?

    Oder vielleicht z.B. irgendwie irgendeine Säure, die weder die Kolben- noch die Zylinderlaufflächen angreift, in das Kurbelgehäuse applizieren? Der Stoff ist, soweit ich mich erinnere, Baumwollgewebe (falls es Kunstfaser ist, würde wohl auch Säure nicht recht was nützten)...

    <_<

    Bitte nicht sauer sein, dass der Thread jetzt leider so lang geworden ist - wollte mir wohl die eigene Blödheit von der Seele tippen! Beim ersten Kickstarter-Treten und den entsprechenden Motordrehungen sah der Zündfunke schön stark aus, der Motor wäre nach Vergaser- Wiedereinbau sicher gut losgelaufen!


    Jetzt brauche ich jedenfalls hilfreiche Tipps von Erfahrenen (...), um mit möglichst geringem Aufwand und ohne noch mehr kaputt zu machen den ansonsten noch gut drehenden Motor der bis zuletzt, allerdings vor paar Jahren, gut fahrenden Schwalbe zu revitalisieren!
      :mellow: :mellow: :mellow:  

    VG -

    Schwalbinist-Johann

  • Als erstes würde ich den Zylinderkopf abschrauben und von oben schauen ob etwas erkennbar ist.
    Dann mal vorsichtig an der Schwungmasse drehen und versuchen ob die Kurbelwelle frei ist.
    Anschließend den Kopf wieder draufschrauben. Locker sollte reichen.
    Dannach würde ich mit einem Halteband / Ölfilterschlüssel versuchen die Schwungmasse gegen den Uhrzeigersinn zudrehen.
    Ich vermute, dass der Kolben sich am Kolbenhemd im Einlass verklemmt hat und nun wieder nach oben muss.
    Wenn alles wieder auseinander ist, prüfen ob der Kolben / Kolbenringe eine abbekommen hat.

  • Der abwärtslaufende Kolben hat den Fremdkörper im Einlassschlitz eingeklemmt.

    Erste Hilfe wäre Öl ablassen und den Kupplungsdeckel abnehmen und über die Mutter vom Primärritzel versuchen den Motor gefühlvoll nach rechts zu drehen, am besten einen Rohrschlüssel mit zwei Hebeln verwenden um kein Biegemoment auf die Welle zu bringen.

  • ...kurzer ZwiBi (Zwischenbericht):

    nachdem weitere "äußere" Krafteinwirkung, Drehen am Rad_rückwärtsherum weiterhin nichts genützt hat und ich mich nicht entscheiden konnte, ob es besser ist, mit Rohrschlüssel an der Kupplungs- oder Schwung-/Polrad- Seite (rückwärts oder vorwärts?) zu drehen, haben wir jetzt den Zylinder so weit wie möglich runtergenommen; eine Kopf-Mutter ging problemlos ab, bei den anderen 3en löste sich der ganze Stehbolzen unten im Kurbelgehäuse-Gewinde (das eben geschützter liegt als die oben sitzende, Wind, Wetter und Spritzwasser ausgesetzten 10er Muttern), obwohl 2 Tage lang immer wieder mit WD40 begossen.
    Der Kopf ließ sich ganz locker runternehmen und sieht von innen ziemlich gesund aus; ein dünner, nicht gleichmäßiger Kohlestaub- Belag liegt drüber, keine verhärteten Ablagerungen. - Der Kolben sitzt allerdings weiterhin 'bickelfest', am oberen Kolbenrand kann man ganz schmal, mittig nach vorne gelegen, den oberen Rand der Auslassöffnung erkennen; der Textillappen oder Teile davon sind nicht sichtbar. Also ist das Textil-Stück vom unteren Kolbenrand festgeklemmt worden; leider lässt sich der Zylinder selbst durch Handanpacken 'so' nicht bewegen und damit auch der Kolben nicht nach oben - dementsprechend entsteht kein Spalt zwischen Kurbelgehäuse und hochwanderndem Zylinder (habe sicherheitshalber die 3 Gewindestäbe, an denen die Muttern oben noch nicht ab sind, wieder unten ˋreingschraubt, um Kolben und Pleuel nur in Kolbenlaufrichtung und ohne zu drehen bewegen zu können - allein, es lässt sich nichts bewegen! :wallknocking: :motz:

    Man kommt aber auch wegen Spritzblech, Schutzblech, Fahrgestell- Rahmenrohren nicht richtig so an den Zylinder heran, dass man ordendlich an ihm ziehen kann! Bisher ist auch kein Spalt am Zylinderfuß entstanden! Sollten wir versuchen, mit Gummihammer und hölzernem "Schlagbolzen" den Zylinder nach oben zu lösen und zu bewegen? Dabei machen wir wohl was kaputt... Und ob es eine gute Idee ist, kleine Hartholz-Keile zwischen Kurbelgehäuse und untere Kühlrippe rein zu treiben, bin ich mir nicht sicher ;-)...

    Was würdet Ihr Fachleute jetzt machen? Wie Kraft anwenden am Zylinder, um ihn nach vorne-hoch vom Kurbelgehäuse weg zu bekommen? Wo doch auch die ganze ausladende Karrosserie- und Fahrgestell- Rahmen- Vorderrad- und -Schutzblech- Struktur im Weg ist - würde mich gerne vorne davor stellen und mit beiden Händen rechts und links am Zylinder ziehen, während der 2. Mann das Moped hinten festhält - wozu ich aber viel längere Arme bräuchte, um an dem ganzen Vorderradkram vorbeilangen zu können... :cry:

    Und bei allem dürfen wir das KRad nicht kaputter machen, als es ist!

  • Es macht keinen Sinn am Zylinder zu ziehen, denn der Kolben muss nach oben und der Zylinder im Prinzip nach unten. Es sei denn der Fremdkörper ist bündig am Einlass bereits abgetrennt, dann kann man versuchen den Rest nach unten durchzuschieben, dazu muss aber der Zylinder angehoben werden.

    Davor würde ich noch einen Versuch starten.

    Bau den Zylinder wieder drauf, lege den höchsten Gang ein und schiebe das Fahrzeug gefühlvoll rückwärts (leicht Schaukeln). Tränke das Stoffstück durch den Einlass mit Öl, wenn möglich den Zylinder noch erwärmen, dass reduziert noch etwas den Innendruck und vermindert die Reibung.

  • Mal ganz anders rum....vlt nur blöde Idee.
    Schau (falls du von dem Stoff noch was hast) , ob er sich in Cola auflöst...falls ja .....einfach Cola in Zylinder gießen und abwarten....
    Ohne Gewähr...

    Gruß Guido
    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz
    Mercedes 500SEC
    Smart for Two 450
    Duo
    Habicht
    Jeep Commander Diesel
    Wohnmobil Hymer 522 Bj 83
    Trike Anthrotech
    Velomobil Quest
    Liegerad Challenge Wizard
    Pedelec Bergamont
    Hyosung Aquila

  • Oder Spiritus rein und anzünden.
    Feuerlöscher oder Wasser bereit halten.

    Oder:
    Anstatt der Zündkerze eine lange Schraube / Gewindestange und den Kolben mit Druck nach unten drücken

    Not macht erfinderisch

  • :D diese Ideen hatte ich auch schon. Wenn alles nichts hilft, dann würde ich die Bügelsäge ansetzen und einmal durchziehen. Bevor ich mir die kW, oder Getriebe schrotte kaufe ich lieber einen neuen Zylinder.

    Stehbolzen raus und zwischen 3. Und 4. Kühlrippe einmal rundherum sägen. Oberer Teil des Zylinders abziehen, somit wird der Kolbenbolzen frei gelegt und kann den Kolben demontieren und hat dann einen Blick, wie/was genau verklemmt ist.

  • Ne 14x1.25 Gewindestange hat ja auch jeder im Küchenschrank. Motor raus, alle Stehbolzen und oder Muttern vom Zylinderkopf ab und richtig am Zylinder ziehen ne Schraubzwinge dran oder wie auch immer. Wenn ihr noch in Stück wartet is der Lappen verrottet

  • Eventuell hilft es mal alles eine Nacht in Reis einzulegen? :ph34r:

    Der Motor stöhnt, der Kolben schreit, zwei Takte bis in Ewigkeit
    :cheers: :cheers: :cheers: :cheers: :cheers: :cheers:
    S51-B1-4 '89 mit ZT90N-S105, Mikuni24, DailyRaceSP, ZT-5Gang, Kaiser3DDruck Duplexbremse mit EBC, K66 80/80 1,85/2,15

  • Das kann nicht sein dass die Kurbelwelle bzw der Kolben in beide Drehrichtungen blockiert weil ein Fremdkörper zwischen Kolbenhemd und Einlassschlitz steckt während Kolbenoberkante auf Höhe Auslassoberkante steht.
    Das Blockieren muss einen anderen Grund haben.

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