Motorgehäuse aus Spanien (FEZ/Sachsenmoped/OstOase) für M500/M700

  • Hallo Forumsgemeinde,

    Ich wende mich mal mit einem Problem an euch und würde mich gerne mal erkundigen, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder solche Gehäuse schonmal vermessen hat. Ich habe neulich einen Komplettmotor aus Neuteilen für einen Kunden gebaut und dabei mal ein alternatives Gehäuse zu dem üblichen MZA Gehäuse verwendet. Laut meinen Informationen kommt das Gehäuse von einem Hersteller aus Spanien und wird unter anderem von FEZ, Sachsenmoped und OstOase vertrieben.

    Motorgehäuse Unterbau Ø 46,1mm für S51

    Nach nur 250km kam der Motor zurück mit der Beschreibung, im Leistungsbereich zwischen 4000 - 6000u/min macht der Motor massiv metallische Geräusche. Nach Prüfung habe ich bemerkt, dass die Kurbelwelle (LangTuning Evo Welle 50/60ccm) deutliches axiales Spiel aufweist. Daraufhin WDR Limaseite, Ölleitscheibe und Sicherungsring entfernt und gesehen, dass sich der Lagerinnenring deutlich sichtbar mitsamt der Welle axial hin und her schieben lässt, Lageraußenring fest im Gehäuse. Anschließend nochmal auf der Kupplungsseite geschaut, WDR entfernt und hier sieht man relativ deutlich, dass sich die Welle mitsamt Lager komplett axial bewegen lässt und sich auch der Lageraußenring im Sitz leicht bewegt, folglich der Lagersitz in meinen Augen defekt ist und nie ordentlich Untermaß hatte. Bei der Montage wurde natürlich mit Wärme ( circa 130 - 150 Grad gemessen am Lagersitz) gearbeitet und das Lager wurde gerade angesetzt.

    Kann jemand was dazu sagen, der die Lagersitze des Gehäuse eventuell schonmal geprüft hat oder ob jemand so Erfahrungen auch schonmal gemacht hat?

    Genaueres kann ich die Tage sagen, nachdem ich den Motor komplett zerlegt habe. Mir geht´s erstmal nur um den Erfahrungsaustausch, da die Gehäuse wohl recht beliebt sind und auch von anderen Motorenbauern (u.a. LangTuning) verwendet werden.

    Von den MZA/ZT Tuning Motorgehäusen bin ich 4-5/100 Untermaß bei den Lagersitzen gewohnt, was funktioniert und da hatte ich sowas noch nie. Wurde Messtechnisch durch einige Leute im Thema zum ZT Tuning Motorgehäuse auch bestätigt. Wie Maßhaltig das ganze nach der X. Charge noch ist kann man natürlich nicht sagen und aktuell kanns wieder anders aussehen etc.

    Zylinder war btw. ein einfacher 50er Sport, also nix was die Lagersitze extrem strapazieren würde.

    Ebenfalls auffällig war, das die KW ungewohnt außermittig sitzt bei dem Motorgehäuse und der WDR auf der Kupplungsseite trotz tieferem versenken kaum auf der Funktionsdichtfläche/Durchmesser der KW aufliegt. Wahrscheinlich wurde dabei auch Getriebeöl mit angesaugt, da die linke KW Wange immer mit einem dicken Tropfen Getriebeöl an der Unterseite der Wange voll hing.

    Beste Grüße,

    RH Zweiradtechnik

  • Sehr geehrter Herr Hanßke,

    die Frag die sich mir als erstes stellt, warum prüft und dokumentiert Ihr als langjähriger Motoreninstandsetzer vor der Montage nicht die Lagersitze und Wellenstümpfe? Das gehört zum Einmaleins des Motorenbaus und nennt sich Qualitätssicherung, hier speziell Wareneingangskontrolle. Wäre dieser kleine Schritt erfolgt und man hätte eine Abweichung festgestellt, hätte man das Gehäuse gar nicht erst verwendet und dem Kunden blieben die nun erfolgten Unannehmlichkeiten erspart.

    Eine weitere Frage dich sich anschließt, warum erhitzt man Lagersitze bis auf 150°C? Das die Lager hier Schaden nehmen ist bekannt, würde auch das Axialspiel des rechten KW-Lagers erklären und für die Legierung des Motorgehäuses ist die hohe Temperatur ebenfalls nicht förderlich und schon gar nicht erforderlich.

    Solange keine Messwerte vorliegen und nur die Rede von Wurfpassungen ist, macht eine Diskussion über die Gehäusequalität keinen Sinn.

  • Grüße!

    Schau mal in den Thread, ich hab so ein Gehäuse bereits vermessen!

    2-Takt-Freak
    16. Januar 2018 um 21:03
  • Ich hatte einst auch so ein Gehäuse bekommen. MZA Gehäuse bestellt und FEZ Gehäuse bekommen. Der Guß ist schon besser wie von den MZA Gehäusen. Das die Lagersitze mit den Lagern schon im kalten Zustand " schnäbeln " hatte ich vor der Montage schon festgestellt. Aus Erfahrung weiß ich, dass Koyo Lager etwas strammer als andere Lager in die Sitze gehen. Also wurden Koyo Lager verwendet, die zusätzlich mit Loctite 638 eingeklebt wurden. Deine Kurbelwelle steht schon mittig. Man kann davon ausgehen, dass die Lager der kW wieder aus den Lagersitz gewandert ist, und dann ist es halt nicht mehr mittig.

  • Danke euch für die Rückmeldung. Das Gehäuse ist für mich Ausschuss und wird bei mir nicht mehr zum Einsatz kommen, da die Lagersitze der Kurbelwelle beidseitig und der Kupplungswelle zu wenig Untermaß haben. Teilweise 1 - 2/100 Untermaß nur, man kann die Lager bereits bei 50 Grad Gehäusetemperatur (gemessen mit Kontaktthermometer) einfach in den Lagersitz fallen lassen und wieder rausnehmen. (SNH Lager)

    Die Kurbelwelle und die Kupplungswelle hatten im kalten Zustand das axiale Spiel, weil das Gehäuse durch das geringe Lagersitz Untermaß kaum Vorspannung ausübt auf die Lager. Das einkleben halte ich für keine Lösung, da das Loctite 638 nicht dynamisch den Spalt füllen kann (Gehäuse dehnt sich bei Betriebstemperatur schneller aus als das Lager selbst aufgrund der unterschiedlichen Materialien) und somit verändert sich der Spalt den der Kleber dynamisch brücken müsste immer. Der Kleber ist eher dafür gedacht, ein Lager auf eine Welle zu fügen.

    flymo, da hast du in dem Fall vollkommen Recht, das hätte ich als Motorenbauer machen können und auch sollen, hätte ich das geringe Untermaß messtechnisch festgestellt, wäre das Gehäuse direkt zurück zum Hersteller gegangen. Geht auf meine Kappe. Mich wundert nur, wie viele renommierte Tuning Firmen diese Gehäuse verwenden (ohne Lager einkleben, ersichtlich unter anderem auf YouTube oder SocialMedia) und die Probleme scheinbar nicht haben oder sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben.

    Laut den Berichten hier im Forum scheint mein Gehäuse ja kein Einzelfall zu sein, kann mir nicht vorstellen das es da in einer anderen Charge auf einmal 5 - 7/100 Untermaß an den Lagersitzen hat und alles in Ordnung ist. Mich haben übrigens diverse andere Stellen an dem Gehäuse gestört, die ich nacharbeiten musste, weshalb ich die MZA Gehäuse mittlerweile wieder vorziehe.

  • Die Lager müssen der Passung angepasst werden um die Lastzone von 150grad zu erreichen. Soll heißen viel Untermaß mehr Lagerluft, wenig Untermaß weniger Lagerluft. Pauschal immer C3 bzw C4 zu verbauen ist leider ein hartnäckiger Glaube.

    Wer das beachtet hat auch keine Problem mit Gehäusen welche nur 2/100 Untermaß haben.

    Fachwissen aus dem Wälzlagerkurs.

  • Das ist so nicht ganz richtig. Auch das Lager wird Zusammengedrückt/Gedehnt je nach Passung. Umso größer die Lagerluft umso leichter lässt sich das Lager auch stauchen umso kleiner umso formstabiler ist auch das Lager. Deshalb wird die Lagerluft an die Passung von Gehäuse und Welle angepasst. Drückt das beides zu viel auf das Lager verringert sich die Lagerluft und die Lastzone von 150grad wird überschritten. Das Lager nimmt Schaden, genauso verhält es sich wenn die Lastzone unterschritten ist da ist der Schaden dann aber eher punktuell.

    Wer das nicht glaubt nehme sich eine Bügelmessschraube (0,001mm) und messe das Lager im Außendurchmesser vor und nach dem Montieren auf der Kurbelwelle.

    Lager in CN oder C2 können einen Lagersitz mit kleinem Untermaß noch nutzbar machen.

    Das ganze ist zwar in unseren Minimotoren nur wenig zu spüren aber umso größer das Lager umso wichtiger ist es darauf zu achten.

  • Du betrachtest immer nur das Lagerspiel. Dem Außenring des Lagers ist egal wie viel Lagerluft vorhanden ist. So lange dort ein Spiel ist, verhält er sich immer gleich. Die Presspassung bleibt also egal ob C3 oder C4 immer gleich gering wenn der äuẞere Lagersitz nur 0,01 mm Untermaß hat.

  • Nein eben nicht. Lesen und verstehen. Wenn du am Innenring auf das Lager drückst drückst du das Lager zum Teil auf!

    Ich fertige solche Passungen täglich und muss mich ständig weiterbilden. Ich schreib das nicht aus Langerweile!

    Beim Lager dreht sich alles um die Lastzone! Lesen, über das gelesene nachdenken, verstehen und dann antworten…. Oder denkst du die Kraft welche auf das Lager wirkt (durch den Passsitz des Gehäuses und der Welle löst sich einfach in Luft auf wenn das Lager verbaut ist?

    Wenn du ne Buchse in nen Kühlkörper einziehst bleibt das Innenmaß der Buchse auch nicht das selbe. Genauso verhält es sich mit dem Lager. Nun setz das in die Verbindung mit der Lagerluft.

  • Ich bin der Meinung das sich der Durchmesser des Aussenring erst verändern kann wenn keine Lagerluft mehr vorhanden ist und die Kugeln den Druck vom Innenring auf den Außenring übertragen können. Erst dann verhält es sich so wie in deinen Beispiel mit der Laufbuchse.

  • Für mich klingt das schon logisch vom spremtom. Der ausenring kann sein durchmesser theoretisch veringern bis keine lagerluft mehr da ist. Somit drückt sich der ausenring bei mehr lagerluft auch mehr zusammen. Das brauchst du bei mehr untermaß. Wenn das lager aber keine luft hat drückt sich der ring fast garnicht zusammen was dann auch weniger untermaß braucht um fest zu sitzen

  • Mahlzeit,

    du schreibst, du hast ein Gehäuse aus Spanien, wie es von irgendwelchen Händlern vertrieben wird. Wo hast du es direkt her?

    Ich kenne die Thematik von Chinesen (Alibaba & Co.) auch. Da werden sehr günstige Sachen im Internet angeboten- nur leider sind das die Dinge, die bei Qualitätskontrollen schonmal durchgefallen sind.

    Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten! :)

  • Laut meinen Quellen wird das Gehäuse in Spanien gefertigt von der Firma Okinoi. Ist aber nicht zu finden übers Internet und wird warum auch immer alles streng vertraulich/geheim gehalten.

    Vertrieben wird das Gehäuse unter anderem von Sachsenmoped https://sachsenmoped.de/Motor/Gehaeuse…S51-KR51/2-SR50

    oder OstOase https://www.ostoase.de/Motorgehaeuse-…-461mm-fuer-S51

    Vor paar Jahren hatte ich mal ein FEZ Motorgehäuse in der Hand, welches 1:1 das gleiche sein wird aus Spanien wie es in den obigen Links angeboten wird. Es wird nicht X verschiedene Gießer/Fertiger von dem Gehäuse geben, mir sind nur MZA, ZT und das aus Spanien bekannt. (CNC gefräste Gehäuse mal außen vor gelassen)

  • Bei JM / PL gibt es noch Duells Motorgehäuse. Die sehen auch nach den FEZ Gehäusen aus. Dort steht: Made in Polen. Duells stellt ja eigentlich in Taiwan her.

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    www.jackmotors.pl
  • Die Toleranz vom Außendurchmesser des Lagers ist immer gleich egal welches Lagerspiel vorhanden ist. Sind wir uns soweit einig?

    Ja da sag ich ja Nix gegen. Im verbauten Zustand gibts dann aber wie gesagt Unterschiede je nach Lagerluft. Probier es einfach mal aus. Was soll passieren? Das Gehäuse ist ja eh Schrott in deinen Augen.

    Ich wähle immer die Lager passend zur Passung aus. Das das Lager optimal belastet wird so hält ein Unterbau auch wesentlich länger. Gerade beim 6000er macht das nen gewaltigen Unterschied.

  • Also sitzt der Lageraußenring immer gleich im Gehäuse. Bei weniger Untermaß des Gehäuses halt lockerer als mit mehr Untermaß. Egal ob man nun C3 oder C4 Laufspiel verwendet kann das keine Auswirkung auf den Außenring haben, weil es keine Gegenkraft von Innen gibt. Wenn es dazu kommt das eine Innenkraft entsteht ist das Lager fest. Mit den unterschiedlichen Toleranzen von der Bohrung im Gehäuse oder des Lagersitzes auf der Welle kann man das Laufspiel des Lagers in gewissen Grenzen beeinflussen.

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